Über die Freiheit

Marlene E.

Datum: 17.12.2017
Mittagsposition: 012° 38,3‘ N; 61° 21,8‘ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 30°C; Wassertemperatur: 27,5°C; Wind: ENE 3
Autorin: Marlene E.

„I believe I can fly, I believe I can touch the sky!“ Dieses Lied kennen vermutlich sehr viele Menschen auf der Welt. Es wurde schon oft als Sinnbild für die Freiheit verwendet, doch ist es unbedingt nötig zu fliegen? Nein ist es nicht!

Heute durften wir die Erfahrung machen, das erste und vielleicht einzige Mal in unserem Leben in der karibischen See zu schnorcheln. Auf dem Weg zum Riff mit unseren Dinghis bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf dieses einmalige Erlebnis durch das unendlich weite Meer in allen Blauschattierungen, das uns umgibt. Man spürt jede einzelne Welle am Bug. Dadurch merkt man, wie das Meer mit unserem Boot spielt.
Fährt man so durch die See, ist man ganz auf sich alleine gestellt und hat bis zu einem bestimmten Punkt das Gefühl, grenzenlos frei zu sein. So ist es, wenn man das Meer von einem Dinghi aus erlebt. Ganz anders ist das, wenn man im Meer schwimmt. Schwimmen ist ein bisschen wie fliegen, man wird zwar vom Wasser getragen, doch ist es einem völlig freigestellt, wohin man sich räumlich fortbewegen möchte. Heute durften wir erleben, was fliegen bedeutet. Zwar sind wir nicht ansatzweise so elegant beim Tauchen unter Wasser wie sämtliche Meeresbewohner, doch letztendlich bleibt das Gefühl dasselbe.
Am Riff entdecken wir viele für uns neue Tiere. Wir haben auch das Glück, am Ende unserer Tour eine Schildkröte zu beobachten, die gelassen und doch irgendwie schnell durch das glasklare Wasser gleitet. Für einen kurzen Augenblick erlaubt sie uns, mit ihr zu schweben, bis sie uns auch bald zeigt, dass nur sie die wahre Freiheit des Fliegens beherrscht und davon schwimmt.
Natürlich gehört nur ihr und keinem anderen diese Freiheit. Doch dieser eine kurze Moment, in dem sie mir das Gefühl gibt, mit ihr frei sein zu dürfen, ist unbeschreiblich schön.
Aber was bringt es mir, die Freiheit der Schildkröte zu bewundern, wenn ich selbst nicht in der Lage sein kann, sie so zu erleben, wie sie es tut?
Viel, denn es hilft mir zu verstehen, wie einzigartig und wertvoll das Leben im Meer ist und wie wichtig es für die Schildkröte und auch für uns ist, diese Freiheit weiter zu erhalten. Ganz im Sinne von Thor Heyerdahl und Alexander von Humboldt beginnen wir zu verstehen, wie wichtig es ist, diese einzigartige Unterwasserwelt zu beschützen und zu erhalten.
In der Karibik lernen wir oberhalb und unterhalb der Wasseroberfläche, die Schönheit der Natur und der Tiere zu schätzen und sind dankbar, dass wir diese noch auf so eine Art und Weise erleben können, denn wer weiß schon, was in 40 Jahren sein wird?
Wenn wir weiterhin diesen einzigartigen Naturschatz zerstören, wird es in weniger als 20 Jahren schon nicht mehr diese Artenvielfalt geben, denn gerade die Riffe sind sehr empfindliche Lebensräume. Selbst wir konnten beim Schnorcheln schon eine Auswirkung der Zerstörung in Form von Korallenbleiche und abgestorbenen Riffen sehen. Das wird von einer Versäuerung des Ozeans hervorgerufen, welche durch den hohen CO2 Anteil im Wasser entsteht. Durch das CO2 erwärmt sich der Ozean, wodurch die Zooxanthellen Giftstoffe aussondern. Das führt zu einer Abstoßung von der Koralle, welche ohne die Zooxanthellen nicht überlebensfähig ist. Das wird von Tag zu Tag und Stunde für Stunde immer schlimmer. Auch zu Hause in Deutschland können wir etwas gegen die Umweltzerstörung auf der anderen Seite des Atlantiks tun, indem wir unseren Lebensstil bewusster gestalten.

Am Ende kann ich sagen, dass es wichtig ist, sich um die Umwelt zu kümmern, denn sonst wird es bald keine grenzenlose Freiheit unter Wasser mehr geben. Deshalb lege ich jedem ans Herz, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, wie eine fliegende Schildkröte, als ein Sinnbild der Freiheit durch den grenzenlosen und wunderschönen Ozean schwebt.

P.S.: Ich wünsche meiner Oma alles Liebe zu ihrem Geburtstag!

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