Datum: Sonntag, den 24. Dezember 2017
Mittagsposition: 12°02,6‘ N; 061°45,7‘ W, vor Anker vor St. George’s
Etmal: 1sm
Wetter: Lufttemperatur: 27,5° C; Wassertemperatur: 26° C; Wind: E2
Autor: Robert
Heute war Weihnachten, das Fest der Familie und der Freunde. Dieses Jahr war es für uns jedoch ein bisschen anders als wir es sonst gewöhnt sind. Wir feierten das Fest mit unserer „neuen“ KUS-Familie auf der Thor Heyerdahl in der Karibik.
Der Tag begann schon früh mit einem Signal „K“ um 07.30 Uhr, sodass wir eine Stunde später bereit zum Auslaufen waren.
Wir fuhren nur zehn Minuten ehe wir wieder ankerten, kaum eine Seemeile von der Marina entfernt. Wir sind hier, damit wir unsere Ruhe haben, abseits von dem Trubel in St. George´s. Die Idee dahinter ist auch, dass wir nicht zwischen den beiden Welten – KUS-Familie auf der einen Seite und Familie in Europa auf der anderen Seite – hin- und hergerissen sind. Aber der vielleicht wichtigste Grund ist, dass wir so an Weihnachten vom Schiff aus ins Wasser springen können, wie es sich für ein Fest in der Karibik gehört.
Vor Anker angekommen begannen direkt die Vorbereitungen für unser Weihnachtsfest. Ein spezielles „Weihnachts-Kommitee“ hatte in der Kombüse ein magisches Brunch gezaubert. Es gab süße und salzige Crépes, Toast, Brot, Spiegeleier und viel mehr Obst als sonst. Selbstredend, dass es natürlich auch Nutella beziehungsweise für die „Anti-Nutella-Fraktion“ unsere alternative Eigenkreation „Thortella“ gab. Dazu wurde auch noch der „gute“ Kaffee ausgeschenkt sowie ausnahmsweise auch Kakao. Das Mittagessen fiel dann aus, da wir alle voll wie Luftballons waren. Stattdessen waren wir in Teams aufgeteilt, welche verschiedene Aufgaben zur Vorbereitung unserer Festlichkeiten übernahmen. So gab es Auf- und Abbau-Teams, Service-Teams und auch Abspülteams. Jeder hatte sich selbstständig in die Aufgabenliste eingetragen, sodass wir einen reibungslosen Ablauf hatten. Michi und Lea gestalteten den Abend als Moderatoren, das Weihnachtsbackschaftsteam, bestehend aus Tobi L., Luca, Julia und Marlene E., war für die Verköstigung verantwortlich. Zum Kaffee gab es den von Cajo schon vor einigen Wochen vorbereiteten Christstollen, der ihm sehr gut gelungen war. Vicky hatte ebenfalls vor einiger Zeit schon mehrere Bleche Kekse gebacken, welche sie liebevoll auf alle Kojen verteilte, sodass jeder auch noch ein paar Plätzchen zu naschen bekam.
Das Aufbau-Team legte Tischdecken aus, faltete Servietten und richtete das Besteck an, während andere noch die letzten Minuten nutzten, um ihre Wichtelgeschenke fertigzustellen und ihre Gedichte zu schreiben. Überall wurde der Abend rege vorbereitet, manche nutzten aber auch noch die letzten Minuten, um noch einmal mit der Affenschaukel ins Wasser zu springen. Alle hatten ihren Spaß, die Stimmung war zwar noch immer nicht ganz weihnachtlich, aber auf jeden Fall festlich. Dann mussten sich alle schick machen, denn wir trafen uns zu einem Aperitif auf dem Achterdeck. Nach einer Rede Ruths und einem kleinen, frechen Gedicht von Detlef, stießen wir an. Es folgten jede Menge kultureller Beiträge. Am meisten berührte mich der Chor. Sie hatten unter Ferdis und Lucas Regie ein Kirchenlied vorbereitet. Da es nur aus einer Strophe bestand hatten sie sich überlegt, dass jeder der möchte, einen Dank sagen kann, dann würden sie die Strophe nochmals singen und dann könnte der nächste etwas sagen. Bei der ersten Runde ergriff zunächst niemand das Wort, so trat Ferdi vor. Bei der nächsten Runde klappte es dann aber doch. Im Laufe der Zeit kamen einige Leute, die für etwas danken oder sich etwas wünschen wollten. Einiges ging uns auch sehr nah und bei manchen floss auch die eine oder andere Träne. Zum Schluss las noch Kai die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium vor, bevor es an die Festtafeln ging.
Weiter ging es auf dem Hauptdeck mit einer Knoblauchcremesuppe. Es war dunkel geworden und auch ein bisschen kühler. Nur die Weihnachtsbeleuchtung und unser schön geschmückter Baum erleuchteten das Deck.
Für das Hauptgericht stellten sich Ruth und Detlef in die Küche und bereiteten uns einen grandiosen Thunfisch vor. Luca richtete das ganze so perfekt an, dass man sagen könnte, dass die Thor drei Michelin Sterne verdient hätte.
Als wir fast fertig waren, schrien ein paar Leute auf und wir fragten uns, was nun passiert war. Dann sahen wir zu unserer großen Überraschung auf dem Meer das Christkind auf einem leuchtenden Einhorn sitzend auf unser Schiff zutreiben (ich hoffe einfach mal, dass es ein paar Bilder davon auf die Website schaffen werden). Beim zweiten Hinsehen erkannten wir Vera, sie hatte ein weißes Kleid (aus einem Moskitonetz hübsch kreiert) an und einen leuchtenden Heiligenschein in den blond gelockten Haaren. Das Einhorn war ein aufblasbares Wassertier wie eine Luftmatratze. Es war geschmückt mit Taschenlampen und Nick lenkte es im Wasser in die richtige Richtung. Mit seinen (Schwimm-)Flügeln kam das Christkind aufs Deck geflattert und setzte sich auf den Bescherungstisch. Vera las uns einen Text über Engel vor, den sie vorher geschrieben hatte. Sie kann echt gute Texte schreiben! Dann verteilte sie die Wichtelgeschenke, indem sie jeden mit einem passenden Spruch aufrief. Jeder musste nach vorne gehen und das Gedicht, was man bekommen hatte, vortragen. Dies dauerte bei 48 Leuten eine Weile und wir waren alle sehr müde. Aber alle freuten sich über ihr Geschenk, manche waren besonders kreativ und zeugten von viel liebevoller Arbeit. Ganz zum Schluss bekamen wir noch einen Brief von Ex-KuSis, genauer gesagt von den Vorgänger/innen unserer Tassennummern. In meinem Brief waren ein paar hilfreiche Tipps für die Azoren und Bermudas drin (an dieser Stelle liebe Grüße nach Ostfriesland an die Nr. 40). Das Abbauteam und einige weitere Helfer räumten dann alles wieder auf und wir konnten dann müde, aber zufrieden endlich ins Bett.
Abschließend kann ich sagen, dass unser karibisches Weihnachtsfest wirklich besonders war. Es war für uns Schüler/innen die erste Weihnacht ohne unsere Familien und manchen ist dies wirklich schwer gefallen. Wir haben alle fest an euch zu Hause gedacht und euch vermisst. Dennoch haben wir diesen Tag, der so ganz anders war als das Weihnachten zu Hause, sehr genossen und er wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
P.S. An meine Familie und meine Freunde: Καλλά Χριστούγεννα και καλή πρωτοχρoνιά.