Panama City – eine Stadt voller Gegensätze

LenyaMaura

Wir stehen etwas verzweifelt an einem Platz in Casco Viejo, satt vom Mittagessen in einer einheimischen Küche, für die wir uns statt des nebenan liegenden Fastfood-Restaurants entschieden hatten. Zu sechst und ohne Spanischkenntnisse ein Taxi zu bekommen ist nicht ganz einfach. Doch wir schaffen es, einen Fünfsitzer heranzuwinken. Sechs Köpfe wandern zum Wagenfenster, um einen guten Preis auszuhandeln. Bei acht Dollar beginnt der Taxifahrer, bei 4 Dollar "para todos" (für alle) steigen wir ein. Entgegen der Einwände, dass wir nicht zu sechst auf vier Plätze passen, quetschen wir uns zu fünft auf die Rückbank. Die Fahrt führt uns heraus aus Casco Viejo hin zu den Hochhäusern von Panama Megapolis.

Die Altstadt von Panama City, die wir gerade verlassen, ist geprägt von alten Häusern und Ramschläden. Die Spaltung von Arm und Reich zieht sich durch das Viertel. Hier grenzen wohlhabende und ärmere Viertel direkt aneinander. Für uns wäre es dort nicht ganz ungefährlich, denn wir sind eindeutig Touristen mit Geld. Deswegen sind wir heute auch in einer Sechser-Gruppe unterwegs und der einzige Junge, Kai, ist mit uns allen "verlobt", um unangenehme Anmachen zu verhindern. Im Gegensatz zu der Altstadt stehen die modernen Hochhäuser von Panama Megapolis, zu denen eine vierspurige und viel befahrene Straße führt. Wir fahren zwischen Hochhäusern verschiedenster Farben und Formen hindurch.

Unser Ziel ist das Hard Rock Hotel mit einer Aussichtsplattform auf dem Dach. Plötzlich stehen wir in der Lobby eines Luxushotels und wissen nicht weiter. Die Plattform ist leider nicht offen, deshalb schlendern wir in die gegenüberliegende Mall. Für viele endet der Landgang im großen amerikanischen Supermarkt, in dem sich für die nächste Zeit eingedeckt wird.

Am nächsten Tag brechen wir auf zum Panama Kanal. Im teuren, mehrstöckigen Besucherzentrum, das direkt an den Miraflores-Schleusen liegt, können wir das letzte Schiff an diesem Morgen beim Durchfahren der Schleusen beobachten. Bene hält hier auf der Aussichtsplattform auch sein Referat, unterbrochen von englischen und spanischen Informationen über den Kanal und der panamaischen Nationalhymne. Im Anschluss an unseren Besuch des Kanals schauen wir in einem Saal mit Kühlschranktemperaturen eine Dokumentation über die Geschichte des Kanals.

Da eine Fünfmeilenzone um den von den USA erbauten Kanal im letzten Jahrhundert noch deren Staatsgebiet war, ist dieser Bereich heute noch sehr amerikanisch geprägt. Dort besuchen wir eine riesige Mall, in der Landgang freigegeben wird. Doch auch in der Mall müssen wir Fünfer-Gruppen mit mindestens einem Jungen bilden, was bei den shoppingbedürftigen Mädchen zu einem kleinen Problem wird. Mit Plänen der gigantischen Mall bewaffnet, verbringen die einen Zeit damit, alle Elektroläden abzuklappern und andere eine panamaische Pretzel zu probieren. Viele Jungs lassen sich eine neue Frisur verpassen, während andere feststellen müssen, dass es in der scheinbar endlosen Mall, durch die sogar ein kleiner Zug fährt, doch nicht alles gibt. Zurück geht es in zwei Fahrten mit der Metro, diese ist ziemlich modern und kostet nur 35 Cent pro Person. Die Busse sind mit 25 Cent sogar noch billiger.

Zum Abendessen soll es heute etwas besonders Gesundes geben: Pizza. Ob es funktioniert hat, genug Pizzen zu bestellen steht noch in den Sternen, als wir zu sechst aufbrechen, sie zu holen. Doch alles läuft glatt. Irgendwann sind die 35 Pizzen fertig und der gesamte Tresen voll. Mit jeweils sechs Pizzen beladen stellen wir uns den verwunderten Blicken der Einwohner von Panama City. Doch mit dem Abendessen ist der Tag noch nicht vorbei, es wartet das nächste Highlight auf uns. Was wir gestern nicht besuchen konnten, holen wir heute nach und in sieben Taxen geht es durch die nächtliche Stadt zum Hard Rock Hotel. Wir stürmen das Luxushotel erneut und diesmal können wir endlich aufs Dach. Erstaunlich lange lassen uns die Barkeeper der Rooftopbar den Ausblick auf die funkelnde Stadt genießen, doch dann bitten sie uns freundlich zu gehen. Nahezu alle lassen viel Geld im
Hard Rock Shop, bevor es zurück ins Hostel geht.

Die Taxifahrt zu unserem anscheinend unbekannten Hostel ist noch einmal spannend und wird für viele ein großer Umweg durch das nächtliche Panama City. Doch alle kommen sicher an und bevor wir todmüde ins Bett fallen, wird schnell alles in die Rucksäcke geschmissen, denn am nächsten Tag treten wir früh die Weiterreise nach Boquete an.

Einige stellen sich am nächsten Tag einen extra frühen Wecker, um noch ein letztes Mal mit dem WLAN des Hostels nach Hause zu telefonieren. Nach einem kurzen Frühstück verlassen wir Panama City in einem eisgekühlten Reisebus und machen uns auf den Weg nach Boquete zu unseren panamaischen Gastfamilien. Wir freuen uns alle auf die kommenden Erlebnisse.

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