Das Leben in panamaischen Gastfamilien

MathildaViktoria

Die Unterbringung bei Gastfamilien bietet eine einmalige Gelegenheit, einen Einblick in das Leben der Einheimischen zu bekommen. Trotzdem empfinden wir diese Zeit auch als eine
große Herausforderung für uns alle. Mit gemischten Gefühlen blicken wir der Ankunft entgegen. Einige freuen sich sehr auf die Abwechslung, während andere sich große Sorgen über die bevorstehende Zeit machen.

Nach der Ankunft in der Sprachschule werden wir alle einer Gastfamilie zugewiesen. Den Abend und den darauf folgenden Vormittag verbringen wir in der Familie und gewöhnen uns etwas ein. Es ist definitiv etwas Besonderes, so weit von zu Hause quasi allein zu sein. Nach drei Monaten in ständiger Gesellschaft der anderen KuSis, ist es einfach ziemlich
merkwürdig ohne sie zu sein. Man hat sich an die Leute, ihre Eigenschaften und Macken lange gewöhnt und vermisst sie. Hier wird uns allen zum ersten Mal klar, wie eng wir zusammengewachsen sind – fast wie eine Familie.

Um diesen Zusammenhalt noch zu verstärken, machte Ruth uns das Angebot zu einem Gespräch, in dem wir diskutieren können, was uns an der Gruppe gefällt und was man noch verbessern könnte. Da Ruth aber auf Grund ihrer Fußverletzung uns leider nicht bis nach Boquete begleiten konnte, führten wir das Gespräch mit Karina und Tobi. Es ist eine kuschelige Zusammenkunft in einem kleinen Zimmer mit hoffentlich positiven Folgen. Da sich das Gespräch ziemlich lange hinzieht, ist es bereits dunkel als wir endlich fertig sind, sodass wir von Taxis oder Taxibussen nach Hause gebracht werden. Das Zurechtfinden in einer doch sehr fremden Stadt fällt nicht allen leicht. Vicky zum Beispiel erkennt ihr Haus erst, als sie in ihm steht. Am Orientierungssinn lässt sich definitiv noch arbeiten… Zum Glück sind wir eine gute Gemeinschaft, die eine verzweifelte Kameradin auch nach Hause bringt, auch wenn wir dafür eine halbe Stunde durch Alto Boquete irren müssen. Letztlich kommt jeder sicher zu Hause an. Am Montagmorgen treffen wir dann alle in der Sprachschule wieder zusammen. Nach einem Test werden wir verschiedenen Unterrichtgruppen zugeteilt, in denen wir in den nächsten drei Tagen Unterricht haben werden. Die ersten Stunden gestalten sich sehr spannend und lehrreich, mit wirklich guten und freundlichen Lehrern.

Für die nächsten zwei Nachmittage teilen wir uns in zwei Gruppen auf, die getrennt zu der Kaffeeplantage fahren. Diese Plantage ist privat und wird fair und umweltfreundlich bewirtschaftet. Nach einer umfangreichen und informativen Führung zwischen wunderschönen Kaffeebäumen, sind wir alle der Meinung, dass wir in Zukunft immer Fairtrade-Kaffee kaufen werden. Auch über die Herstellung und Anpflanzung erfahren wir Vieles, vor allem über die Einflüsse der Umwelt, über das Klima und über die verschiedenen Mondphasen. Tief beeindruckt und um ein paar Kaffeepäckchen reicher verlassen wir die Plantage und wenden uns wieder der Welt draußen zu.

Während die einen im siebten Kaffeehimmel schweben, erkunden die anderen die Altstadt von Boquete. Wunderschön gelegen zwischen den Bergen und direkt neben dem Vulkan Baru, ist Boquete eine hübsche Kleinstadt. Schnell verstreuen wir uns in alle Winde, jeweils von Interessen getrieben. So suchen die einen den ansässigen Machetenladen auf, um ein „Gartenwerkzeug“ zu erwerben, während die anderen sich auf dem Markt tummeln oder das Blumenfest im Stadtzentrum bewundern. Die Abende verbringen wir in den Familien mit mehr oder weniger traditionellen Mahlzeiten und einem gemütlichen Bett. Mit der Ruhe ist es aber dann schnell vorbei, denn: „Wir haben bemerkt, bei uns krabbelts“ – super Läusearlarm…und zwar nicht nur bei zwei oder drei Betroffenen. Nein, es gibt gleich 30 Leidtragende! Also los und alle Apotheken mit Läusemittel leer kaufen, dann den Gastfamilien auf Spanisch erklären, dass man Läuse hat und alles gewaschen werden muss.

Die meisten Familien nehmen das auch sehr gut auf. Philipp wird allerdings rausgeworfen und muss in die Gastfamilie von Bene. Am Donnerstag fahren wir zu einem Wasserfall, in dem viele von uns auch baden (Malte, Cajo, Arne, Bene, Thomas, Paul und Vicky). Auf jeden Fall ist dies ein Highlight der letzten Tage. Danach fahren wir noch nach David, wo wir unser ganz persönliches Highlight erleben: mit Hanna, Lenya und Marlene E. essen wir beide einen Liter Eis. Am Freitag heißt es dann leider Abschied nehmen. Viele von uns erhalten kleinere Geschenke, wie eine gestrickte Mütze, ein Armband oder ein Stirnband. Also ab zum Bus, tschüß zum weichen Bett und auf in den Regenwald.

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