Backpacking in Panama (naja nicht ganz)

JuliaPhilipp

Backpacking ist es wirklich nicht, da wir eine vorher geplante Reiseroute haben und auch immer wissen, was als nächstes ansteht. Trotzdem ist der Vergleich nicht haltlos. Wie beim Backpacking reisen wir nur mit unseren zwei Rucksäcken für insgesamt 14 Tage durch Panama, ein uns völlig unbekanntes Land. Der kleinere Tagesrucksack dient zur Aufbewahrung von Gegenständen, die wir wirklich sofort griffbereit haben wollen. Dazu gehören Wasser, unsere Brotboxen, Regensachen, sowie normalerweise Mückenspray. Leider haben wir letzteres gerne so manche Male vergessen, was uns sofort mit 10-30 Stichen vergolten wurde.

Im Trekkingrucksack haben wir alles andere dabei, was wir sozusagen nur mit dem zweiten Handgriff bereit haben wollen. Da er Kleidung für alle Fälle, Badesachen, Schuhwerk und kleinere Dinge wie Geld, Handys, Bücher und Gastgeschenke beherbergt, ist er unser „mobiles Basislager“. Außerdem transportieren wir in ihm Hängematten, Schlafsäcke und später auch Souvenirs aus all den verschiedenen Orten an denen wir waren.

Dann gibt es noch zwei besondere Rucksäcke: Die „Leben“. Das erste „Leben,“ ist der Rucksack von Ruth, mit Notfallinhalt, um zu überleben. Er darf genauso, wie das zweite Leben nie aus der Hand gegeben werden und niemals irgendwo abgestellt werden. Daszweite „Leben“ beherbergt unsere Pässe, Impfausweise, wichtige andere Dokumente und das Geld für die ganze Gruppe. Beim Backpacking gilt die Faustregel: Weniger ist mehr! Das ist aber leichter gesagt als getan. Beim Packen auf der Thor Heyerdahl vor unserer Reise durch Panama hatten wir ziemliche Schwierigkeiten, an alles zu denken und wohl die allermeisten hatten das Gefühl, viel zu wenig eingepackt zu haben. Auch weil in den Seesäcken oft nicht genug Platz war, wurde immer mehr in die Trekkingrucksäcke gestopft, was sich später als völlig überflüssig erwies.

Das liegt daran, dass sich während der Reise herausstellte, dass man sich nur an das Feeling von unserer Art des Backpackings gewöhnen musste und schon lebt man viel sparsamer und kommt mit viel weniger aus. Auf die Sauberkeit der Klamotten legten wir vor allem nach dem Urwald, in dem wir das Wort lodo (Spanisch für Schlamm) erst so richtig kennenlernten, auch keinen so großen Wert mehr. Bald wurde es zum Spaß sich immer so richtig dreckig zu machen, auch wenn nichts mehr trocknet, nachdem man es gewaschen hat. Aber das war nur eine der Herausforderungen auf der Reise.

Durch den Tagesrucksack, den wir vor dem Bauch trugen, war unser Sichtfeld äußerst eingeschränkt und beim Wandern mit den Rucksäcken rutschte man so manches mal im lodo aus und schwupp lag man auch schon drin. Beim Durchqueren von Flüssen wird natürlich dann auch noch alles nass, weil wir mit voller Montur und Schuhen, ob Gummistiefeln oder Wanderschuhen, einfach durch den Fluss schwammen. Danach ist man zwar ein bisschen sauberer, aber eben dafür nass. Wann immer wir also aufbrechen und unseren Standort wechseln, schultern wir unsere Basislager und nehmen vorne unsere Tagesrucksäcke. Meist ziehen wir dann im Gänsemarsch durch den Urwald, oder eine Straße entlang, wobei unsere Rucksäcke vollgestopft mit Zeug, was wir nicht brauchen, bei jedem Kilometer ein Kilo zuzunehmen scheinen. Deswegen sind alle froh, wenn mal die Indianer uns mit einem Einbaum ein Stück den Fluss hinabfahren, oder wenn uns ein Truck das Gepäck für ein paar Kilometer abnimmt. Auch über die Busfahrten freuen wir KuSis uns immer wieder, vor allem wenn diese nicht übertrieben klimatisiert sind.

Allerdings freuen sich die Einheimischen wohl eher nicht so, wenn wir uns in einen gewöhnlichen Linienbus, nach Panama City setzen. Im hinteren Bereich des Busses wird dann nämlich eine Rucksackmauer gebaut und etwa 3-4 Sitzreihen sind voll von dem Gepäck. Wir selbst nehmen dann natürlich auch 36 Plätze ein. Dabei haben wir unsere Tagesrucksäcke immer bei uns. Sind wir nun am Ziel angekommen, dient der Treckingrucksack wieder als Basis, von dem wir Tagesexkursionen starten und ausrüsten. Trotz der Schwierigkeiten, die diese Art des Reisens für uns mit sich bringt, hat „unser“ Backpacking allen wahnsinnigen Spaß gemacht. Das liegt sehr stark an dem Gefühl von Freiheit, das sich sehr bald bei uns einstellte. Man kann einfach immer irgendwo hin und ist immer ausreichend ausgerüstet. Alles was wir brauchen nehmen wir mit uns mit und sind so praktisch überall zu Hause.

Mit den Einheimischen in Kontakt zu treten, fällt einem auch irgendwie leichter und so erfährt man auch viel mehr Dinge aus dem Land, in dem wir reisen. Darum empfanden es wohl alle als positiv, für einige Zeit den Bordalltag der Thor Heyerdahl gegen etwas Neues einzutauschen. Doch trotz all dieser Erlebnisse in Panama mit unseren Rucksäcken, freuen wir uns schon wieder auf die See. Schon bald werden wir unser umhergetragenes Zuhause wieder gegen unser schwimmendes Zuhause tauschen und jeder freut sich nach 14 Tagen, wieder heimzukommen. Allerdings werden wir nie das Gefühl und die Erlebnisse beim gemeinsamen Umherziehen mit dem Rucksack vergessen.

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