Der Sozialismus im Alltag Kubas

FelixTobias L.

Selbst wenn man überhaupt nichts von Kuba wüsste und völlig arglos in dieses Land reisen würde, würde man sehr schnell bemerken, dass das Leben hier nicht dem uns bekannten westlichen Leben gleicht.

Spätestens beim Betreten eines kubanischen Supermarktes, wenn man etwas zu Essen braucht und gerne einen Snack wie Schokolade, Chips oder Gummibärchen hätte, merkt man nach vergeblichem Suchen den Unterschied. Da kannst du als KuSi ein durchschnittliches Jahresgehalt in der Tasche haben, trotzdem gibt es aber nicht mehr als Bohnen, Reis, Rum und Nestlé-Dosen. Nestlé gibt es leider überall. Aber warum gerade diese Auswahl?

Der Sozialismus hat da zwar indirekt, aber doch deutlich die Finger im Spiel. So bekommt man eine Menge Reis für umgerechnet wenige Cent, für Seife jedoch zahlt man in Kuba deutlich mehr als in Europa. All das ist auf das US-Handelsembargo, das seit 1961 besteht, zurückzuführen. Hierbei droht die USA vielen Ländern der Welt mit Strafen, sollten diese mit Kuba Handel treiben. So ist es für Kuba sehr schwer, Produkte aus anderen Ländern zu importieren. Das Embargo wurde einzig und allein aufgestellt, weil Kuba sozialistisch/ kommunistisch (in Kuba synonym verwendet) ist. Im Gegensatz zu den ersten Jahrzehnten nach der Revolution, in denen zum Beispiel die technischen Mittel sehr eingeschränkt waren, ist es aber heute nach der Öffnung Kubas nicht mehr ganz so extrem.

Mittlerweile ist fast alles, wenn auch teurer, wie vorher erwähnt, auf dem Markt erhältlich.

Doch der Sozialismus ist auch an vielen anderen Beispielen erkennbar. Wir haben bei unserer Reise fast nur positive Folgen bemerkt und erlebt.

Die größte und wichtigste ist, dass Kuba verglichen mit anderen lateinamerikanischen Ländern eine sehr fortschrittliche medizinische Versorgung hat und diese für kubanische „Genossinnen und Genossen“ kostenlos ist. So hat die taube Tochter von Otto, einem unserer Begleiter durch Kuba, umsonst ein Hörimplantat bekommen, das es ihr ermöglicht zu hören. Aus privater Tasche wären die Kosten für keinen Kubaner zu stemmen gewesen, da das Implantat und die OP über 20.000 Euro gekostet hatten. Das Implantat war allerdings nur deshalb so teuer, da es aus Australien eingeflogen werden musste, anstatt es billiger aus den USA zu bekommen. Der ganze Aufwand nur, weil Amerika nicht kooperieren wollte (siehe Handelsembargo).

Eine andere positive Auswirkung haben wir bei unserem Schulbesuch bemerkt. Auf die Bildung der „Jungpioniere“ wird hier in Kuba extrem viel Wert gelegt. Seit der Revolution kann fast jede/r Kubaner/in lesen und schreiben und es herrscht Schulpflicht. So wird gewährleistet, dass selbst jedes Bauernkind Bildung genießt. Es wird penibel darauf geachtet, und wenn ein/e Schüler/in nicht zur Schule kommt, wird sogar die Polizei eingeschaltet. Es gibt sehr viele kubanische Lehrer/innen, die teilweise auch zum Beispiel nach Venezuela ausgeliehen werden, um dort für mehr Bildung zu sorgen.

Ein weiterer Aspekt, der sich stark abzeichnet, wenn man ein wenig mit Kubaner/innen ins Gespräch kommt, ist die Einstellung der Leute. Fast ausschließlich ist dieses Volk, bei dem wir über zwei Wochen verbracht haben, sozialistisch/ kommunistisch eingestellt. Das ist darauf zurückzuführen, dass nach der Revolution fast alle, die nicht kommunistisch waren, aus Kuba geflohen sind. Das lag an diesem einen Zitat Fidel Castros: „Mit der Revolution alles, gegen die Revolution nichts!“

Dennoch muss man am Ende auch erwähnen, dass uns als Tourist/innen sehr oft nur die Schokoladenseiten gezeigt wurden, es gibt aber auch manch negativen Aspekt bei dem Einfluss des Sozialismus, so wie es bei eigentlich jeder aktuellen Regierungsform Vor- und Nachteile gibt. So sollte man immer abwägen und sich dazu eine eigene Meinung bilden.

Wir fanden die Zeit hier in Kuba sehr informativ und schön und haben dadurch auch eine Alternative zum Kapitalismus erleben dürfen.

Menu