Datum: Freitag, der 16.03.2018
Mittagsposition: 36° 08,0‘ N; 043° 13,2‘ W
Wetter: Lufttemperatur 20°C, Wassertemperatur: 19.°C, Wind SW 5
Etmal: 147,8 sm
Der Nordatlantik – „Das wird die anstrengendste Etappe auf eurer Reise“, „Alle Schotts werden
geschlossen und das PK (extra Schlafkammer für den Stamm vorne im Schiff) wird in die Messe
verlegt – viel Spaß bei schlechter, stickiger Luft und Wellengang alle zusammen unter Deck. Die
einzige Luftzirkulation ist der kleine Luftzug, der beim Wachwechsel (alle 3 Stunden) vom kurz
geöffneten Schott kommt.“
Mit diesen und noch weiteren Geschichten von Ex-KuSis oder von Stammmitgliedern wurden wir mentalschon sehr früh auf diese, in ihren Worten „Horror“-Etappe vorbereitet. So hatten wir schon bei den Vorbereitungen Respekt vor dieser Zeit.
Als die Etappe nach Kuba näher rückte, bereiteten wir auch die Thor auf den Wellengang vor:
- der Verschlusszustand wurde geübt (alle Metallklappen für die Fenster wurden getestet und
vorbereitet) - die Backskisten wurden zugebunden
- alle Gaffelsegel und – zum ersten Mal- die Breitfock wurden gerefft
- das komplette Unterdeck wurde – verschärft – seeklar gemacht
- Strecktaue wurden auf dem Achterdeck, auf dem Hauptdeck und das erste Mal in der Kombüse
gespannt - 800l Diesel wurden zusätzlich in Fässern gekauft
Dann ging es los … Mit gemischten Gefühlen legten wir ab – Kurs Osten.
Die Maschine war klar, aber wir stellten in den folgenden Tagen fest, dass es natürlich viel
schöner ist bei 23°C Lufttemperatur, Sonnenschein und 20°C Wassertemperatur mit 5 kn zu segeln. So packten manche ihre T-Shirts aus den Unterkojen und genossen die Wache oder das Essen in der Wärme an Deck. Nach der Unterrichtsphase begann die Schiffsübergabe. Bei den Vorbereitungen
stellten wir fest, dass uns eine Kaltfront treffen würde. Nordatlantik? – Nicht wirklich, zwar drehte der Wind, wurde stärker, sodass wir die Spitzen (Bram und Mittelklüver) mitten in der Nacht bergen mussten und es begann zu regnen, jedoch fuhren wir einfach mit Maschinenunterstützung weiter.
Auch beim Einlaufen in Bermuda erwarteten wir einen Sturm und hohe Dünung, doch diesmal legten
wir, dank unseres Zeitplans, vor dem Tief auf den Bermudas an und konnten so die doch sehr
starken Winde abwarten. Nordatlantik? – Nur knapp verpasst.
Auch nach dem mit Sonnenschein beendeten Landaufenthalt auf den Bermudas bereiteten wir uns
wieder sehr gut auf die Seeetappe vor.
Was in den folgenden Tagen geschah, überraschte sogar Detlef. Wir brauchten sogar Jacken!
Segeln! Einwandfrei konnten wir bei deutschen Spätsommertemperaturen Richtung Azoren flitzen. Das riesige Hochdruckgebiet zwischen Nordamerika und Nordafrika ermöglichte uns dies. Nicht selten tauchte die Frage auf: „Wird das ernsthaft unsere beste Segeletappe??“
Einen kleinen Einschnitt in der Wetterkurve machte ein Tief, das leider schneller war als wir.
So mussten das zweite Mal das Großtop, das Großsegel und die Bram geborgen und die Maschine
wieder gestartet werden. Auch regnete es sehr stark. Als es nachts nicht besser wurde, durften
wir nur noch mit Gurt an Deck und etwas später war es verboten, auf dem Hauptdeck herumzulaufen.
Auch das Schlafen war sehr erschwert. Wer einfach nur von der Wand zur Bettkante rutschte, war
schon froh, denn es kam auch vor, dass man fast aus der Koje flog. Nordatlantik? – Schon eher.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Geschichten bis jetzt bei uns noch Seemannsgarn waren,
denn zum Beispiel heute (18.03.2018) scheint wieder die Sonne und das ganze Leben hat sich nach
draußen verlagert. Meiner Meinung nach ist die Zeit auf dem Nordatlantik bisher sehr angenehm!
Nordatlantik? – Ein neues Erlebnis!