Datum: 25.10.2018
Mittagsposition: 45° 46,0′ N; 009° 16,7′ W
Etmal: 117 nm
Wetter: Luft: 17,5 °C, Wind: NE 3
Autorin: Lucie
Zu den Aufgaben in der Wache gehört auch die stündliche Beobachtung und Aufzeichnung des Wetters, das im Wetterbuch im Navigationsraum festgehalten wird.
Temperatur von Wasser und Luft, Luftdruck, Windstärke, Windrichtung, Bewölkung…
Diese Daten werden auch immer in den Kopf des Blogs eingetragen. Aber sind das wirklich die Parameter, die für das Bordleben von Bedeutung sind?
Im Folgenden eine etwas andere Wetteraufzeichnung, die ich heute an Bord der Thor machte:
In der Nacht, wenn die Wachen an Deck sind, hängen oft ein paar dunkle Erschöpfungswolken tief am Himmel, bei denen man aufpassen muss, dass sie einem nicht zu nahe kommen. Von Achtern fegen einem aber auch immer wieder Brisen der Aufregung um die Nase, die einen wieder richtig wach machen.
Morgens ist es zwar immer noch kalt und bedeckt, die Wolkendecke wird gegen acht Uhr allerdings von frischen Brötchen und Spiegeleiern durchbrochen. Den Vormittag über wabern noch einige Fetzen Müdigkeitsnebel über dem Deck, die die Sicht etwas verschleiern können. Der Reinschiffwind weht diese allerdings ab elf mit kräftigen vier Stärken von Nordost über das Deck. Er bringt Frische und Abwechslung, allerdings sind die meisten froh, als er sich eine Stunde später wieder gelegt hat. Über das Wasser in der Biscaya lässt sich in Delfinen mehr sagen als in Grad Celsius. Heute konnte man bis zu 12 messen. Die Lufttemperatur beträgt 25 frohe Gemüter, gegen Mittag kann man an Deck sogar fast 50 messen, denn um zwölf lockt die Tortellini-Sonne, die ihre warmen Strahlen auf das Schiff bringt.
Ein regelmäßiger Blick auf das Barometer in der Navi gibt Aufschluss über den Luftdruck:
Gegen Mittag ist ein kleineres Tief abzulesen. „Heimweh“ bringt einige graue Wolken, es frischt etwas auf. Nach kurzer Zeit wird dieses allerdings vom Hoch „Lukas“ abgelöst, das mit einer fröhlichen Brise aus Süden kommt. Die gute Stimmung wärmt einen schnell wieder auf.
Aus der Kombüse streifen wie die letzten Tage schon immer wieder musikalische Böen von Alexander Marcus durch das Schiff. Manch einer zieht da den Kragen etwas höher, viele aber drehen die Nase grinsend in den Wind.
Durch die Bulleyes vom Deckshaus kann man in der Kombüse kleine Wirbelstürme sehen, die Backschaftler haben Spaß und kommen oft mit zerzausten Haaren und roten Wangen in die Messe herunter, um dort Dinge einzuräumen.
Um 14 Uhr ziehen einige graue Langeweilewolken auf, die den einen oder anderen Schauer auf einige Besatzungsmitglieder regnen lassen. Aus England bringen zwei Stunden später zur Kaffeezeit allerdings kleine Küchlein eine Erhöhung des Luftdrucks, es klart auf.
Hochs und Tiefs gibt es nicht nur in der Luft, sondern auch im Wasser. Die Dünung sind Wellen, die nicht vom Wind, sondern zum Beispiel Sturmausläufern verursacht werden.
Heute sind diese nicht sehr hoch, vielleicht einen halben Meter. Ein entspannter Tag, man kann mit wenig Seegang gut seinen Tätigkeiten nachgehen. Trotzdem spürt man sie, auf jedes kleine Tief folgt wieder ein Hoch.
Unter Deck wird das Wetter normalerweise nicht beobachtet, würde man ein Gemüter- Thermometer aufhängen, könnte man allerdings sicher ziemlich hohe Zahlen ablesen.
Hier herrscht meist Windstille, man kann die Jacken an den Haken hängen und sich Kuschelsocken anziehen.
Aus der Messe, wo Skat- und „Schummeln“-Runden den Druck heben, strömt manchmal ein frischer Wind durch die Gänge.
Auch das „richtige“ Wetter ist natürlich ein Faktor, doch das bleibt heute wie schon die ganze Zeit seit Beginn der Reise auf unserer Seite. Die angenehmen Temperaturen würden es der Stimmung auch schwer machen, abzukühlen.
Gegen Abend kühlt das Wetter auf der Thor allmählich ab, der Wind legt sich, unter Deck kann man einen angenehmen Müdigkeitsnebel schweben sehen. Nur auf dem Achterdeck ist rund um die Uhr etwas los.
Denn genau wie beim meteorologischen Wetter, das zu jeder Tages- und Nachtzeit jede Stunde neu beobachtet und aufgezeichnet wird, ist auch an und unter Deck der Thor Heyerdahl immer etwas los und zu beobachten.Und obwohl man sich bisher beim meteorologischen Wetter über nichts beschweren konnte, wird es auf unserem Weg in die Karibik sogar noch besser werden – da kann man nur Gutes für das „Wetter“, das hier dokumentiert wurde, erwarten.
P.S.:
Alles, alles Gute, Biens – Fühl dich fest gedrückt!