Logbuch vom 29.11.2018

Johannes (Kapitän)Martin

Donnerstag, 29.11.2018, 18:00 Uhr UTC (=16:00 Bordzeit). Die Thor Heyerdahl steht auf Position 13°41‘N und 051°5‘W. Unter Segeln laufen wir vor gutem ENE-Wind der Stärke 5 mit einer Geschwindigkeit von 5,5 kn nach WSW. Alle an Bord sind wohlauf.
Höhepunkt dieser bisherigen Woche war zweifellos ein weiterer Besuch: Diesmal war es nicht Neptun selbst, sondern einer seiner Untertanen, der uns die Visite abstattete – wir wurden über mehrere Stunden von einem Wal begleitet, der schnell als Vertreter der Nördlichen Zwergwale bestimmt wurde. Er kam uns bei seinen Runden ums Schiff regelmäßig bis auf wenige Meter nahe und tauchte auch in geringer Tiefe unter dem Rumpf durch, so dass er sich hervorragend beobachten ließ. Wir konnten dabei auch feststellen, dass das rasche Wechseln fast der gesamten Besatzung von einer Schiffsseite auf die andere zwar keine spürbar verstärkte Rollbewegung hervorruft, dass sich aber die Trimmlage des Schiffs durchaus merkbar verändert…
Der Besuch fiel zeitgleich mit einer Doppelstunde Englisch zusammen, wodurch dieser Fachunterricht mehrfach durch „Walpflichtelemente“ unterbrochen wurde. Aber niemand war darüber böse: Englisch können wir nachholen – und wann passiert es schon, dass man einen Wal fast zum Greifen nah bei der Schule beobachten kann?
Nach der langen Atlantik-Etappe richten sich unsere Blicke nun langsam auf das vorläufige Ende des Unterrichts mit zwei anstehenden Tests, die Schiffsübergabe und dann auf die Ankunft in der Karibik. Aufgrund unserer zügigen Fahrt werden wir bereits am Wochenende das Schiff an die Schüler übergeben können und rechnen mit dem Landfall auf Palm Island am späten Montag. Allgemeinen Landgang soll es dann am Dienstag auf Union Island geben.
Da der Besuch in Clifton Harbor (Union Island) nur eine kurze Stippvisite ist, bevor wir weiter ans Riff fahren, werden wir auf die Handyausgabe verzichten und die Telefone erst in Grenada ausgeben. Bis Palm Island sind es nur noch 556 sm.

Johannes Schiller, Kapitän, und Dr. Martin Goerke, Projektleiter an Bord

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