Busfahren in Panama – Alter Schulbus vs. moderner Reisebus

Anna-LenaHelen

Datum: 06.01.2018
Ort: Panama
Autoren: Helen, Anna-Lena

Unterwegs im typischen Panama-Bus

Die Busse, die in Panama zahlreich auf den Straßen zu sehen sind, sind ehemalige US-amerikanische Schulbusse. Doch dies ist meist erst auf den zweiten Blick zu erkennen, da die Busse von oben bis unten mit den unterschiedlichsten, bunten Graffiti verziert sind. Steigt man nun zum ersten Mal in so einen Bus, so wird man oft von sehr lauter Musik überrascht. Von traditionellen Salsa-Klängen bis zu gecoverten englischen Liedern aus dem Jahr 2016 kann alles dabei sein.
Die Busse sind außerdem auch innen bunt dekoriert, zum Beispiel mit Smileys, Playboylogos oder Maskottchen und Kuscheltieren. Wenn wir zu sechsunddreißigst mit jeweils einem großen, zum Platzen gefüllten Trekkingrucksack und einem Tagesrucksack nun solch einen Bus stürmen, so muss man sich schon bemühen, dass das ganze Verstauen des Gepäcks und das Einsteigen nicht im kompletten Chaos enden. Das Gepäck wurde im hinteren Innenbereich des Busses nämlich einfach von einem Gehilfen des Busfahrers (der wohl schon seit Längerem nicht mehr mit so einer logistisch anspruchsvollen Aufgabe konfrontiert wurde) auf den Sitzbänken gestapelt. Bei uns auf der Thor hätte dies wahrscheinlich nicht einmal die erste Sicherheitsronde überstanden, da es als “nicht seefest gelascht” abgehandelt worden wäre.
So kam es, dass sich die hinteren Sitzreihen besonders bei scharfen Kurven oder abruptem Bremsen etwas vor gefährlich schweren Trekkingrucksäcken oder sich heimtückisch gelösten und stinkenden Wanderschuhen fürchten mussten, die nach vorne hätten rutschen können. Der rasante Fahrstil so mancher Busfahrer überraschte uns jedes Mal aufs Neue. Waren dann alle eingestiegen und hatten sich einigermaßen mit dem geringen Platzangebot arrangiert, konnte die Fahrt endlich richtig losgehen. Es wurde Musik gehört, geschlafen, gegessen, geschrieben, fotografiert und die Aussicht genossen.
Die Aussicht war auf der Fahrt zu den Naso besonders schön, als wir durch grüne Gebirgslandschaften gefahren sind. Auch bei einer kurzen Pause bot sich uns ein wunderschöner Ausblick auf Täler und, wenn die Wolken nicht die Sicht versperrten, sogar auf den Pazifik. Was uns bei der eben genannten Busfahrt ebenfalls auffiel, ist, dass der Busfahrer allem Anschein nach seine Arbeit mit einem Familienausflug verbunden hatte.
Ein sehr wichtiges Ereignis während so einer Busfahrt ist natürlich (wie immer) das Essen! Dies gestaltet sich auf den ersten Blick als etwas kompliziert, sobald sich jedoch die Abläufe, wie zum Beispiel das Herumgeben von heißbegehrtem Schokoaufstrich oder das Trinken von Kakao aus Brotboxen eingespielt haben, hebt das Essen eigentlich ausnahmslos die allgemeine Stimmung und stellt so oft neben einer guten Mütze Schlaf ein kleines Highlight einer solch langen Busfahrt dar.

Unterwegs im Reisebus

Um den modernen Reisebus zu erwischen, der uns von Panama City nach Bouquete bringen sollte, sind wir schon um 5 Uhr morgens von unserem Hostel aufgebrochen. Zum Busbahnhof sind wir mit einem öffentlichen Verkehrsbus gefahren. Nach dieser Busfahrt mit Rucksack vorne, hinten und Wassermelone unter dem Arm, hatten wir uns gegenseitig und die panamaischen Fahrgäste halb zerquetscht; Arme, Beine und Füße taten uns weh. Wir alle waren froh, dass wir am Busbahnhof zunächst warten mussten, bis die Tagesprojektleitung unsere Tickets gekauft hatte. Als wir dann alle mit Fahrkarten und Platznummern vor dem ungewohnt modernen und großen Bus standen, wurden die letzten Trekkingschuhe an den Rucksäcken gesichert und diese dann von dem Busfahrer feinsäuberlich in den Gepäckräumen verstaut. Unsere Rucksäcke wurden sogar nummeriert, sodass wir alle auch den richtigen zurückbekommen würden. Unsere zugewiesenen Plätze waren alle im oberen Geschoss und ungefähr doppelt so breit wie in den amerikanischen Bussen. Die super gepolsterten Sitze konnte man sogar nach hinten klappen.
Doch die scheinbar perfekten Umstände trügten, denn bereits nach zehn Minuten wurden schon die ersten Jacken, Schlafsäcke oder sogar Handtücher herausgesucht, um dem Kältetod zu entrinnen. Irgendwoher kam konstant kalte Luft, egal, ob wir an den Ventilen drehten oder an den Knöpfen drückten. Dies waren wir aus dem stickigen Panama-City gar nicht mehr gewöhnt. Da die Nacht der meisten sehr kurz war, haben erstmal alle geschlafen. Alle Aufwachenden wurden dann flüsternd in die Essensmengen des Frühstücks eingewiesen. Drei Brötchen und zwei Baguettes mit Nuss-Schoko-Creme, Traubenmarmelade oder Erdnussbutter beschmiert, und eine Banane standen jedem und jeder zu.
Doch bald bekamen wir die Information, dass wir extra eine Frühstückspause machen würden und das große Bröseln wurde eingestellt. Als wir aus dem Bus stiegen, wurden wir erstmal von einer Hitzewelle überrollt und schälten uns aus unseren provisorischen Schichten. Unsere Tagesprojektleitung hatte uns sogar kalten Kakao ausgeschenkt. Während der verbleibenden Busfahrt passierte nicht viel, die Hälfte schlief, ein paar hörten Musik und der Rest unterhielt sich. Als wir nach circa zehn Stunden dann endlich in David, kurz vor Bouquete, ausstiegen, schüttelten wir erstmal unsere eingeschlafenen Gliedmaßen aus und aßen Ananas und Melone. Dann ging es in einem kleineren Bus weiter in Richtung Bouquete.

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