Panamaische Gastfamilien – genau wie zu Hause?

PhilipTitus

Datum: 07.01.2019
Ort: Boquete
Autoren: Titus und Philipp

Nach einigen Nächten im Regenwald, vier aufregenden Tagen Großstadthektik und vielen Eindrücken fernab von Bord, erreichten wir unser nächstes Ziel Boquete. Voller Vorfreude blickten 33 KUSis auf die kommende Zeit, alleine in panamaischen Gastfamilien.

Nach zehn Stunden langer Busfahrt quer durch Panama, die wir Musik hörend, schlafend und aus dem Fenster blickend verbrachten, wurden wir herzlich von unseren Gastfamilien bei der Sprachenschule “habla ya” empfangen. Noch musste viel von unserem Spanischlehrer Paul übersetzt werden, doch letztendlich fand jeder KUSi den Weg zu seine Gasteltern. Mit unseren Familien für die nächsten Tage liefen oder fuhren wir zu den Häusern dieser, welche in vielen Teilen Bouquetes lagen. Beispielsweise durfte Leo bei einer herzlichen 80-jährigen Oma leben, Anna K. hingegen bei einer lustigen vierköpfigen WG.
Schon an diesem Abend wurden einfache Gespräche auf brüchigem Spanisch geführt, durch das mitgebrachte Fotobuch konnten die Familien und FreundInnen aber auch durch wenige Worte vorgestellt werden und die ersten Freundschaften wurden geschlossen. Gerade Unverträglichkeiten und Verzicht auf Fleisch sind jedoch mit Bildern schwer zu erklären, was die ersten großen Herausforderungen für die SchülerInnen bot.

Nach dem Abendessen wurden uns unsere Schlafgemächer gezeigt, und nach dem Einzug in die neuen Zimmer träumten bald alle KUSis von dem morgigen Tag in der Sprachenschule. Zu Fuß oder per Bus meisterten alle ihren Schulweg, um pünktlich zu Unterrichtsbeginn um 8 Uhr an der Schule zu sein. Nach einem mündlichen Einstufungstest wurden wir, je nach Spanischkenntnissen, in verschiedene Gruppen aufgeteilt, und sogleich begann der Unterricht.
Der Schulschluss um 12 Uhr führte alle Unterrichtsgruppen zum gemeinsamen Mittagessen, welches von den Gastfamilien zubereitet wurde. Anschließend tauschten wir die ersten Erfahrungen in den neuen Familien aus und erkundeten zusammen Boquete. Meist mit Taxi oder zu Fuß kehrten die KUSis zu ihren Familien zurück und verbrachten mit ihnen den restlichen Abend. Beim Spielen mit Geschwistern und Haustieren oder beim gemeinsamen Fernsehschauen verstrich die Zeit wie im Flug. Der zweite Schultag ähnelte fast dem ersten, jedoch stand nachmittags für die eine Hälfte der Besuch der Kaffeeplantage an, die anderen hatten Freizeit in Boquete. Am Abend wurden fleißig Pläne für den morgigen Tag geschmiedet, da wir an dem panamaischen Feiertag keine Schule haben würden und ihn ganz mit unseren Gastfamilien verbringen durften.

Nach einem leckeren Frühstück besuchten viele KUSis Verwandte ihrer Gastfamilie, andere machten Ausflüge zu heißen Quellen oder zu den in Boquete bekannten Minicanyons, wiederum andere trafen sich an der Sprachenschule, um aufgeregt Erlebnisse untereinander auszutauschen. Für viele bedeutete der Feiertag auch nur sehr gutes Essen. Kulinarisch wurden wir häufig mit Reis beglückt, für die Fleischesser gab es dazu Hähnchen, für die Vegetarier leckeres Gemüse. Die panamaische Spezialität “Plátano”, Kochbananen, fanden auch oft den Weg auf unsere Teller.
Für den morgendlichen Hunger gab es meist Ei, Obst und frittierte Wurst. Neben den Ähnlichkeiten bei den Speisen hatten viele Haushalte den ständig laufenden Fernseher gemeinsam.

An unserem dritten Schultag kam schon fast Routine auf, nur, dass es unser letzter war. Stolz übergaben uns die Lehrer am Ende des Tages eine Urkunde, welche unsere neu erworbenen Sprachkenntnisse bescheinigte. Für alle, die Dienstag noch nicht auf der Kaffeeplantage waren, stand der Besuch heute an. Abends gingen alle, zumindest alle, die am nachfolgenden Tag den Baru besteigen würden, zeitig ins Bett. Am nächsten Tag, beziehungsweise in der nächsten Nacht, erwachten trotz so früher Stunde viele Familien, um uns Lunchpakete zu machen. Nach der Rückkehr gab es viel zu erzählen; als letzter gemeinsamer Abend bot es sich an, sein aus Deutschland mitgebrachtes Gastgeschenk zu übergeben. Samstagmorgen hieß es von der lieb gewonnenen Gastfamilie Abschied zu nehmen, es wurden noch letzte Selfies geschossen, Nummern ausgetauscht und spätestens an der Bushaltestelle hies es “Adios”.

Diese Woche stand für alle im Kontrast zu Panama-City: Boquete hat eine ganz andere Größenordnung. Die größte Abwechslung bestand jedoch darin, die anderen 32 Gesichter, die man bisher jeden Tag von früh bis spät seit drei Monaten gesehen hatte, nicht den ganzen Tag zu sehen: ein eigenes Zimmer, verschiedene Nachhausewege und zum ersten Mal seit langem wieder der Satz “Bis morgen in der Schule”.

P.S.: Mein lieber Bruder Julius, ich wünsche Dir alles Gute zu Deinem Geburtstag, dass Du weiter so lustig bleibst wie vor der Reise und dass wir noch viele gemeinsame unvergessliche Momente erleben dürfen.

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