Ein Land – zwei Währungen

BenediktHelen

Datum: 13.02.2019
Autoren: Helen, Bene
Ort: Kuba

Es ist der 13. Februar 2019. In der linken Hosentasche eines 27-jährigen, kubanischen Kellners in einer touristischen Bar in einem Vorort von Havanna hört man, wie sich ein 20-CUC- mit einem 20-Peso-Schein unterhält.

C: Moinsen
P: Ähm, hi…
C: Ich bin Christian.
P: Mhm…

*peinliche Stille*

C: Und du?
P: Peter.
C: Bist ja nicht so der Gesprächigste. Alles gut?
P: Naja, ich wurde gerade als Trinkgeld gegeben. Das verletzt meinen Stolz schon ein bisschen.
C: Warum denn das?
P: Vor zwei Tagen wurden mit mir noch vier ganze Pizzen bezahlt. Da hab‘ ich gedacht, ich sei richtig viel wert. Und kaum hat mich einer dieser eingebildeten Touristen in der Hand, werde ich einfach so verschenkt.
C: Vier oder fünf Pizzen werden mit mir normalerweise auch bezahlt. Aber nicht diese billigen kubanischen, sondern gute italienische.
P: Da siehst du, wie manche Menschen abgezogen werden. Es ergibt doch keinen Sinn, dass touristische Pizzen 24-mal so teuer sind wie kubanische, nur weil sie möchtegern-italienisch sind.
C: Bin ich wirklich 24-Mal soviel wert? Wir sind doch beide zwanzig?
P: Der Staat behauptet, deine 20 sind 480 in meiner Welt. Deshalb bist du normalerweise bei den reichen Touristen und ich verbringe mein Leben beim einfachen Volk.
C: Kann man das nicht ändern? Die Einheimischen sind oft so viel freundlicher als meine Besitzer mit ihren Sonnenhüten und ihrer Pünktlichkeit.
P: Aber jetzt gerade bist du doch bei einem Kubaner.
C: In spätestens drei Tagen wird der mich zur Bank gebracht und umgetauscht haben. Dann muss ich wieder in einem Safe warten. Warum wollen die Kubaner mich denn nie behalten?
P: Ich glaube, sie können mit dir einfach nicht so viel anfangen, weil die für sie wichtigen Dinge nur von Pesos bezahlt werden können. Wenn du zum Beispiel Reis oder Gemüse kaufen willst, sind die Preise in CUC viel teurer, weil der Staat Grundnahrungsmittel für Kubaner subventioniert. Die Touristen sollen davon aber nicht profitieren, sondern Standardpreise zahlen, mit denen Gewinne erzielt werden können.
C: Komisches System.
P: Aber ohne staatliche Unterstützung könnten die Einheimischen sich viele Dinge nicht leisten, sie verdienen doch nur circa 30 CUC im Monat, außer sie bekommen ihr Geld durch Touristen.
C: Das ist aber wenig. Ich habe letzte Woche gesehen, wie ein einfaches Bild auf dem Markt für 60 CUC –

In diesem Moment wird die Unterhaltung plötzlich unterbrochen, als das Portemonnaie geöffnet wird, eine große Hand Peter ergreift und gewaltsam herauszieht. Zurück bleibt Christian, in Gedanken versunken über die Ungleichheit im kubanischen Land und erste Ideen für eine neue Revolution.

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