35 Objekte: Der Zeiser

Helen

Datum: 15.04.2019
Autorin: Helen

Der Zeiser ist ein Gegenstand, der nur auf Segelschiffen wie der „Thor Heyerdahl“ zu finden ist. Damit sich jeder ein Bild von diesem außergewöhnlichen Gebrauchsgegenstand machen kann, werde ich im Folgenden genauer auf ihn eingehen: Der Zeiser ist im Durchschnitt 1,5 Meter lang und besteht aus drei Strängen aus hellbraunen groben Kunstfasern, die ineinander verdreht sind. Fährt man mit der Hand darüber, fühlt sich die Oberfläche rau an. Es hat einen Durchmesser von ca. 2cm.

Das eine Ende ist, damit es nicht mehr aufgeht, angeschmolzen, während sich an dem anderen Ende ein sogenanntes „Auge“, also eine Schlaufe, befindet. An Bord befinden sich ungefähr 70 Zeiser. Dementsprechend variieren die Längen und auch der Zustand, in dem sich die Zeiser befinden, aufgrund von Alters- beziehungsweise Materialunterschieden.

Es lassen sich aber durchaus alle als noch funktionstüchtig und stabil oder reißfest bezeichnen. Alle Zeiser an Bord werden generell, solange sie nicht gerade in Gebrauch sind, an der Steuerbordseite des Schiffes gelagert. Lose werden sie dort zum Beispiel an den Handläufen festgebunden.

Doch wofür wird so ein Zeiser überhaupt benötigt?

Wie sich schon daran erahnen lässt, dass der Zeiser nur auf Segelschiffen zu finden ist, befindet sich seine Hauptfunktion im seglerischen Bereich. Denn der Zeiser wird verwendet, um das Segel nach dem Bergen zu befestigen. Dafür ziehen immer zwei bis fünf Personen ihre Sicherheitsgurte an und klettern zu dem Segel. Mit gemeinsamer Kraft wird dann das schwere Segeltuch in Falten gelegt und auf den Baum gewuchtet. Der Baum ist ein verarbeiteter Holzstamm, an dem das Segel befestigt ist. Um die Falte auch schön glatt zu bekommen, schüttelt man das Segel einmal kräftig und hindert es dann mit dem eigenen Körpergewicht am Hinunterrutschen, um die nächste Falte zu sich hochziehen zu können.

Es gibt verschiedene Gründe, warum das Segel befestigt werden muss. Auf See, wenn ein Segel wegen zu viel Wind geborgen wurde, zeisert man „sturmfest“, damit kein Wind mehr ins Segel blasen und somit an Angriffsfläche gewinnen kann. Doch wenn man in einen Hafen einläuft, geht es vielmehr um Ästhetik als darum, Schaden zu vermeiden. Oftmals werden mehrere Stunden darauf verwendet, die Segel besonders sorgfältig und ordentlich zu zeisern. Die oberste Falte wird sogar extra glatt gestrichen.

Der Zeiser selbst wird um das Segelpaket und die Gaffel gebunden. Das einfache Ende wird dafür durch das Auge gefädelt und ein einfacher Flaschenzug entsteht. Ganz zum Schluss wird er mit ein paar einfachen Knoten befestigt.

Aber auch sonst wird der Zeiser gerne auch benutzt, um Dinge bei Seegang seefest zu befestigen oder um verschiedene Knoten zu lernen oder zu üben.

Hergestellt werden Zeiser meist an Bord. Muss ein Tampen ausgewechselt werden, da er an manchen Stellen Schäden aufweist, werden die noch brauchbaren Abschnitte zu Zeisern verarbeitet. Als Tampen werden übrigens die Seile bezeichnet, mit denen die Segel bedient werden.

Der Zeiser ist für die Besatzung an Bord ein Alltagsgegenstand, den man überall findet, während Nichtsegler mit einem Zeiser wahrscheinlich überhaupt nichts anzufangen wüssten. Doch ohne den unscheinbar wirkenden Teil des Bordbestandes würde an Bord nichts mehr funktionieren. Auf ihn ist immer Verlass und man kann ihn für ganz verschiedene Dinge einsetzen. Beim Segelpacken zeugt er von Halt und Stärke, beim Laschen, also dem Befestigen von Gegenständen für Schiffsbewegungen bei Seegang, für Sicherheit und in der Wache vom Lernen und Weiterentwickeln.

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