Die Schiffsübergabe in der Maschine

Anna

Datum: 17.04.2019
Mittagsposition: 53°23,7' N 004° 43,7' E
Etmal: 146 sm
Wetter: Lufttemperatur: 11 °C, Wassertemperatur: 9,5 °C, Wind: ENE2
Autorin: Anna D.

Im Rahmen der Schiffsübergabe habe ich das Amt der Maschinistin zugeteilt bekommen. Im Folgenden möchte ich einen Überblick über die Aufgaben der Maschinistin geben:

Als Maschinistin ist man für die ganze Technik unter Deck verantwortlich. Dazu zählen v.a. die Hauptmaschine, die Generatoren und die Fäkalienanlage. Aber es gibt noch viel mehr technische Einrichtungen, die es auf der Thor gibt. Dazu zählen z.B. die Heizung, die Beleuchtung, diverse Pumpen, der Wasservorrat oder auch die Osmoseanlage.

Die erste Aktivität des Tages besteht darin, um 06.00 Uhr den Generator anzumachen, damit die Backschaft Strom hat, um Schneidemaschine, Herd und Bräter für das Frühstück und Mittagessen zur Verfügung zu haben. Wenn man dann schon wach ist, kann man gleich auch noch nach der Maschine schauen und im Maschinenraum einerseits das Seewasser, das durch die Antriebswelle hereingekommen ist, aus der Bilge mithilfe einer Pumpe pumpen und den Fäkalientank von hinten in den Fäkalientank vorne zu pumpen. Wenn das alles erledigt ist, kann man nochmal für ca. zweieinhalb Stunden schlafen gehen.

Wenn man dann zum zweiten Mal an diesem Tag aufsteht und dieses Mal auch länger wach bleibt, beginnt man mit einem guten Frühstück, z.B. einer „Oma“ (Obstsalat mit allem) und einer frisch gebackenen Semmel. Satt und mehr oder weniger ausgeschlafen geht man als erste Aktivität des Tages wieder in den Maschinenraum, was man ab dann ungefähr alle zwei Stunden machen sollte. Dabei lenzt man wieder, pumpt den Inhalt des Fäkalientanks nach vorne und kontrolliert alle Werte, besonders die Temperaturen von Öl und Abgasen. Als besondere Aufgabe muss zu diesem Zeitpunkt auch die Ölkanne, mit der bei der Maschinenronde regelmäßig der Boschöler vollgefüllt wird, aufgefüllt werden. Der reicht dann ungefähr bis zum Abend, wo er wieder für die Nacht aufgefüllt wird. Bei Bedarf sollte auch das kleine Ölkännchen für das Abschmieren an den Zylindern wieder mit Öl vollgemacht werden.

Regelmäßig geleert werden muss der Fäkalientank über die Abwasseranlage, weil niemand sich wirklich freuen würde, wenn der Inhalt davon im Deckshaus aus den Glocken austritt und der Ruderkasten muss ebenfalls regelmäßig gefettet werden, um den Verschleiß so gering wie möglich zu halten. Jeden Tag gegen 12.00 Uhr muss außerdem eine Bestandsliste ausgefüllt und ausgerechnet werden, damit ein Überblick über die Bestände gewährleistet wird. Besonders zu beachten ist dabei der Wasserverbrauch. In den letzten Tagen wurde nämlich so viel verbraucht, dass es nicht bis zum Einlaufen reichen würde, doch der letzte Wert war wieder in Ordnung und die Vorpiek, die rechnerisch schon leer ist, liefert immer noch einiges an Frischwasser.

In der Zeit bis zum Mittagessen kann man dann verschiedenen Aufgaben nachgehen und davon gibt es durchaus genug. In meiner Zeit als Schülermaschinistin habe ich schon einige Lampen ausgetauscht, den Generator (mit-)gewartet, die Osmoseanlage (mit-)gereinigt und für die nächste KUS-Reise konserviert und den Boden im Maschinenraum mit einer Stahlbürste, einem Lappen und Wasser geputzt. Meine Lieblingsaufgabe bisher war aber eine andere. Es ist das Problem aufgetaucht, dass die Klospülungen, die mit Seewasser funktionieren, nicht mehr richtig gespült haben. Zuerst ist immer Wasser raus gespritzt und später ist gar nichts mehr aus der Spülung gekommen ist. Das Problem war, dass der Seewasserfilter voll war. Dadurch, dass wir im Moment wieder durch die Nordsee fahren, die deutlich schmutziger als der Atlantik ist, ist auch mehr von dem Dreck, den Muscheln und den Algen in unsere Leitung gekommen. Das Problem war mit einem neuen Filter dann behoben.

Der Job des Maschinisten / der Maschinistin ist definitiv ein sehr spannender und beinhaltet deutlich mehr, als man am Anfang erwartet. Aber ich bin immer noch nur eine Schülerin, die durch Praktika zwar einiges, aber bei weitem (noch) nicht alles gelernt hat. Deshalb kann ich auch keine Garantie für die Richtigkeit dieser Beschreibungen geben, ich habe sie nach bestem Wissen, Gewissen und Erfahrung aufgeschrieben. Ich entschuldige mich für alle Fehler und hoffe, dass ich einen kleinen Einblick in den Job des Maschinisten geben konnte. Der, falls es noch nicht herausgekommen ist, sehr interessant ist und mir persönlich auch sehr viel Spaß macht!

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