Putzen bis zum Geht-nicht-mehr

Mona

Datum: 14.11.2019
Mittagsposition: Hafen von Santa Cruz de Tenerife
Autor: Mona

Donnerstage sind auf der Thor ähnlich herbeigesehnt wie die Sonntage. Denn Donnerstag ist Seemannssonntag. Für uns heißt das, dass es zum Frühstück neben dem Üblichen auch noch Semmeln, Nutella, Erdnussbutter und eine Eierspeise gibt. Am letzten Donnerstag waren es Dinkelpancakes.

Diese Tatsache hat bei uns allen zur Erheiterung und guter Stimmung geführt. Zusätzlich waren wir dadurch gestärkt und konnten uns mit vollem Elan in den Tag stürzen, was auch nötig war. Ab 10 Uhr hieß es nämlich putzen auf allen Stationen, da am nächsten Tag die halbjährlich verpflichtende Hygieneprüfung auf der Tagesordnung stand. Um diese zu bestehen, wurde unser eigentlich schon ziemlich sauberes Zuhause nochmal komplett umgekrempelt und auf den Kopf gestellt. Was man da dann für Ecken und Ritzen entdeckte, die auch geputzt werden können, erstaunte doch den ein
oder anderen von uns.

Weil am Ende des Tages alles blitzen sollte, wurden wir in Gruppen eingeteilt. Die einen kümmerten sich um die Kombüse, räumten sie bis auf die feste Einrichtung komplett aus und dann wurde geputzt, gewischt, gespült und sortiert. In diesem Team war auch ich.

Zudem waren wir für das leibliche Wohl verantwortlich. Die ganz großen Kochkünste konnten aufgrund der Mega-Putzaktion natürlich nicht hervorgeholt werden, aber die hungrigen Mägen hatte man auch sehr gut mit schnell zubereiteten Nudeln (12kg davon) mit verschiedenen Pesto-Varianten gefüllt.

Während wir damit beschäftigt waren, haben andere Schüler mit Unterstützung vom Stamm die Tiefkühl-, Kühl- und Trockenlast ausgeräumt und auch dort bis auf das letzte Staubkorn saubergewischt. Auch die Messe, den Salon und unsere Sanitäranlagen stellten wir auf den Kopf. Zur Motivation durften wir laut Musik hören, was ansonsten aus Sicherheitsgründen nur in der Kombüse erlaubt ist. Wenn man nun durch und übers Schiff gelaufen ist, wurde man aus jeder Ecke von einem anderen Lied beschallt, was aber niemanden so wirklich gestört hat und man einfach zusehen musste, an der richtigen Stelle das richtige Lied lauthals mitzusingen. Bis zu dem schon beschriebenen Mittagessen sind wir schon sehr weit gekommen, waren aber dementsprechend danach in einem kleinen Mittagstief und haben ein Verdauungsschläfchen auf der Pier abgehalten, wo auch gegessen wurde, da auf der Thor zu dem Zeitpunkt nicht genügend Platz gewesen wäre.

Als der zweite Teil unseres Groß-Großreinschiffs losgehen sollte, waren einige schwer von den mehr oder minder bequemen Plätzen auf der Pier hochzubekommen und eine Gruppe war nur durch das erschreckte Hochfahren nach einer unerwarteten Kaltwasserdusche durch unseren Motivator Wilko wieder auf die Beine zu bekommen. Mit weiterhin guter Musik konnte aber die Motivation nochmals hochgefahren werden und um 18:30 Uhr war dann alles soweit fertig.

Ein Großteil der Schüler ist nach dem abschließenden Aufklaren der Kammern zum Abendessen an Land gegangen und die anderen haben bei Linseneintopf und Kürbissuppe eine ruhige und entspannte Stunde auf der Thor verbracht, bevor um 20:30 Uhr unser Kinoabend startete. Zu diesem waren wir nahezu vollzählig an Bord versammelt, da der Film „Iuventa“ von der Seenotrettungsorganisation „Jugend rettet“ handelt und unser derzeitiger Steuermann Wilko selbst dort mitgefahren ist und uns hinterher all unsere Fragen beantwortet und gleichzeitig interessante, spannende aber auch schockierende Geschichten dazu erzählt hat. Bis um 1 Uhr nachts haben ca. 25 KUSis und ein paar Stammmitglieder seinen Erzählungen gelauscht und sind dann entweder hundemüde ins Bett gefallen oder sind ihren Pflichten der Hafenwache nachgegangen.

Am nächsten Morgen saßen wir alle mit ziemlich kleinen Augen und sehr verschlafen am Frühstückstisch, da der Durchschnitt an Schlafenszeit in dieser Nacht bei 5 Stunden lag. Da aber ziemlich bald schon der letzte Feinschliff bei unserer Putzaktion getan werden musste, wurde die Müdigkeit in Motivation umgewandelt und schon kurz darauf sah man alle fleißig die Feudel schwingen und nun wirklich alles blitzblank putzen.

Um 10 Uhr verließen wir Schüler das Schiff und begaben uns zur Stadtführung durch Santa Cruz,
die von Jasper angeleitet wurde.

Nach dieser wurde uns ein Eis spendiert, da die Hygieneprüfung erfolgreich bestanden worden war. Anschließend hatten wir knappe zwei Stunden zur freien Verfügung, die die meisten auf dem Markt Nuestra Señora de Africa verbrachten, sich die verschiedenen Stände anschauten, vielleicht auch das ein oder andere wunderschöne Armband aus Lavasteinchen vom Teide kauften oder sich mit extra Proviant für die bevorstehende Besteigung des Teide eindeckten. Um 14 Uhr trafen wir wieder nach und nach an der Thor ein und halfen fleißig dabei, wieder den gesamten Proviant in den verschiedenen Lasten zu verstauen, da dieser für die Hygieneabnahme ausgelagert werden musste. Sobald wir fertig waren, ging es an die letzte Schülerversammlung dieser Etappe, in der die neue Kammereinteilung festgelegt und unsere Handyzeiten für Teneriffa besprochen wurden. Zusätzlich wurden die neuen Moderatoren gewählt, die ab nun unsere Versammlungen bis Grenada leiten werden.

Unser Programm für diesen Tag war damit aber noch lange nicht abgeschlossen. Zuerst hielt Kathi dann noch ihr Referat über die Vegetationsstufen Teneriffas, um uns schon mal ein bisschen auf unsere bevorstehende Wanderung vorzubereiten. Danach lauschten wir alle gespannt, wie Ruth uns unsere Tour vorstellte und uns Tipps und Tricks für den doch ziemlich anstrengenden Aufstieg gab.

Bevor es dann an das Packen und hoffentlich früh schlafen gehen ging, mussten wir leider noch unseren Steuermann Wilko verabschieden, der uns nur bis Teneriffa begleitete. Aus dem schnellen Abgang, den er machen wollte, wurde natürlich nichts, da die Crew noch ein kleines Abschiedsgeschenk für ihn vorbereitet hatte und ihn jeder auch nochmal in Arm nehmen wollte, da er uns allen sehr ans Herz gewachsen ist.

Irgendwann mussten wir ihn dann aber doch gehen lassen und uns dem Chaos in unseren Kammern widmen, was bei dem ein oder anderen zur Verzweiflung führte. Bis dann endlich alles in den Rucksäcken verstaut war und wirklich jeder im Bett lag, war es auch schon wieder 22:00 Uhr. Aber irgendwann schlief dann auch der letzte und träumte vom wunderschönen Sonnenaufgang, der uns hoffentlich erwartet.

P.S.: Ich wünsche Dir alles Gute und Liebe zu deinem Geburtstag Schwesterherz! Lass Dich feiern und bleib so wie Du bist! Ich hab Dich lieb!

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