Datum: 26.11.2019
Mittagsposition: 20° 35,4‘ N 022° 53,6‘W
Etmal: 125 sm
Wetter: Lufttemperatur: 23° C, Wassertemperatur: 24°C, Wind: ENE 3
Autor: Marc Philipp
Es war ein weiterer angenehmer, warmer Tag. Ausgelassene, entspannte Stimmung auf dem Achterdeck bei der Wache, circa um halb vier. Wer nichts zu tun hatte, lauschte den ruhigen Wellen, wenn sie am Rumpf vorbeizogen, oder verfolgte die fliegenden Fische. Die Sonne war so hoch, dass sie einen gerade noch so blendete, wenn man keine Brille oder keinen Hut aufhatte, wahrscheinlich war das die natürliche Blockade zur Utopie. Ich stand am Ruder und versuchte meine Umgebung bestmöglich zu genießen, wobei ich mich schon damit in die Grauzone meiner Freiheiten als Rudergänger begab. Doch zum tatsächlichen Verhängnis wurde mir ein Gespräch mit zwei anderen über ein astronomisches Problem, das sich uns stellte. Wegen mangelnder Konzentration war das Ergebnis eine Patenthalse – also eine klassische, aber eben unangekündigte Halse – bei der dann schnellstmöglich zurückgehalst werden muss, soweit das Schiff noch genügend Fahrt hat und es noch geht. Dieses Mal ist noch ohne Schäden alles gut gegangen – trotzdem muss eine weitere auf jeden Fall vermieden werden und daher musste selbstverständlich beim nächsten Besanschotan ein kultureller Beitrag her…
Warum ich hier jetzt schreib, ist auf nur einen Grund verteilt,
der Grund, warum gute Seemannschaft gedeiht, und damit mein ich nicht
die fünf Minuten vor der Zeit,
sondern wenn es heißt, wenn keiner an den Brassen reißt,
sind wir bald fünf Minuten von der rechten Breit.
Ein Großmanöver seltner Art, im Alltag eher nicht gefragt.
Die Patentierte Halse – stört jede kalkulierte Reise.
Apropos Kalkulation – zwei Rechnungen zur Kulmination
brachten Veränderung an der Kompassstation.
Noch rechnen die drei großen Männer noch ein wenig länger, der Nachteil:
Einer davon ist der Rudergänger.
Doch noch ist nichts bemerkt; Unsere Rechenprobleme haben sich nicht geklärt,
eher vermehrt, erschwert, alles schien verkehrt, unsere Köpfe wie geteert,
und, nun ja, die Misslage am Ruder hat sich leider auch verstärkt,
doch noch immer wurden wir nicht belehrt!
Erst als mein falsches Auge von der Sonne geblendet, wir wären schon fast gewendet,
wurde mein Gedankengang beendet.
Und nach einem „Scheiße! Ich bin vom Kurs!“ waren sowohl Denker als auch Rudergänger voll in
Fahrt und d‘accord, und einigten sich auf hart Backbord.
Naja das Schiff war nicht mehr so in Fahrt, dafür wurde angeleitet a la carte:
Dichtgeholt und vierkantbrassen, Schonerschot nie lose lassen.
Es tut mir leid, was soll ich sagen, jedoch ein Appell, denn wir wollen ja noch ein wenig Thor fahren:
Geht ans Ruder mit dem Streben, nicht allzu viel zu reden, und auch mal nach dem Kurs zu sehen.
Letztendlich ist zu sagen, damit will ich mich vertragen,
das kann jedem mal passieren. Aber:
sollte das wirklich jedem mal passieren, dann werden wir den NOK vielleicht kein zweites Mal
passieren, vielleicht die Route ändern müssen, und wer weiß, vielleicht
irgendwo in Kasachstan hart Backbord legen müssen.