Die Kaffeetasse der Deutschlehrerin

Julian

Datum: Dienstag, 28.12.2019
Mittagsposition: 12° 32,0‘; N 065° 31,0‘W
Etmal: 138,7 sm
Wetter: Lufttemperatur: 29° C; Wassertemperatur: 29°C; Wind: ENE 4
Autorin: Julian

Dies sind Auszüge aus den Chroniken der Deutschlehrerin an Bord der Thor Heyerdahl nach der Deutschschulaufgabe verfasst von ihrer treuen Begleiterin, der Kaffeetasse Nummer 11:

Um 8.00 Uhr wurde ich aus meinem leider viel zu kurzem Schlaf gerissen. Nach einem morgentlichen Kaffee wachte ich dann langsam auf. Bei einem gemütlichen Frühstück an Deck genoss ich die frische Luft, denn langsam nimmt die Luft unter Deck einen nicht mehr ganz so angenehmen Duft an. Da kann ich gut verstehen, warum jede Nacht viele Schüler an Deck flüchten und mit ihren Isomatten und Hängematte die Back (Vorschiff) und das Hauptdeck einnehmen. Das Frühstück endete plötzlich, als uns die Backschaft mit Blick auf die Uhr in die Messe verbannte, denn der Unterricht würde gleich beginnen. Ich sah auch schon die ersten Schüler mehr oder wenig motiviert auftauchen. Aber meine Behüterin war auch schon fertig und trug mich in den Salon, wo sie schon wieder nach dem dicken Stapel mit den Deutscharbeiten (oder für aus Bayern stammende: Deutschschulaufgaben) griff und begann diese mit einem Rotstift zu korrigieren.

Nach einem Vormittag im Salon, der nur gelegentlich von kurzen Kaffeeholpausen unterbrochen war, genehmigten wir uns beim Mittagessen eine längere Pause. Wie sonst meist auch gab es heute ein Buffet aus Salaten und Brot. Nach dem Mittagessen ging es dann wieder an die Arbeiten und ich sah meine Lehrerin immer wieder kopfschüttelnd und ein, zwei Mal sogar laut auflachen, erstaunlich oft schien sie aber mit den Arbeiten zufrieden zu sein.

Die nächste Unterbrechung kam dann mit Kaffee und Kuchen wie der Name schon verrät, war ich schon wieder im Dienst und lieferte meiner Herrin das köstliche schwarze Getränk. Nach dieser Versüßung des Tages verwandelte sich unter meinem Staunen die Deutschlehrerin in eine Geschichtslehrerin und begann die Schulklasse über die Geschichte Panamas zu informieren. Diese unheimliche Verwandlung war aber nicht von langer Dauer und bald schon hatte ich meine fleißige Deutschlehrerin zurück.

Nach dem Abendessen hatte ich dann mein wohlverdientes Bad in den weiträumigen Thermen der Kombüse. Dass ich dieses Highlight des Tages mit meinen Artgenossen teilen musste, fand ich nicht sonderlich schlimm, denn so konnte ich den neuesten Tratsch und Klatsch erfahren. Jetzt nur noch ab ins Bett (Regal) und dann schlafen – dachte ich! Aber meine Herrin wollte es anders und schon bald ging es für mich wieder Richtung Salon.

Ich bin schwerbeeindruckt wie wenig Schlaf diese Menschen brauchen, denn auch heute ging es wieder bis spät nachts. Aber langsam wird der Stapel kleiner und ich freue mich schon sehr auf längeren Schlaf – die Deutschlehrerin wohl auch?

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