Fortbewegungsmittel mehrerer Jahrhunderte

EmilMoa

Autorin: Moa, Emil

Liebe gespannte Blogleser,

heute wollen wir euch auf eine Zeitreise mitnehmen, eine Zeitreise über die Landstraßen Kubas. Durch Städte im Kolonialstil und immer mit den wundersamen und beeindruckenden Transportmitteln der Kubaner. Angefangen im 18. Jahrhundert.

Wir befinden uns auf der Landstraße zwischen Havanna und Santa Clara, weit und breit ist kein Mensch zu sehen. Plötzlich wird diese Stille von einem Geräusch gestört. Erst ist es ganz leise, doch schnell verändert es sich in einen lauten Donner und hinter einem Hügel kommt eine Pferdekutsche angerauscht. Während sie in atemberaubendem Tempo vorbei galoppiert, kann man nur einen Kutscher und seine Frau sehen, die verzweifelt probiert, ihren Hut festzuhalten. Ein paar Augenblicke sind sie noch zu sehen, bevor sie hinter Büschen verschwinden. Wir warten ein paar Minuten und schon ertönt ein neues Geräusch. Ein leises Quietschen. Zehn Minuten später rollt langsam ein Ochsenkarren um die Ecke. Bei diesem Gefährt hatten wir gefühlt Stunden Zeit, um es uns genau anzusehen. Der Kutscher hatte einen Hut auf und das Gespann der zwei Ochsen war mit einem sehr schönen, roten Muster verziert.

Noch während wir die Szenerie betrachten, verschwimmt plötzlich das Bild und wir finden uns hundert Jahre später auf dem Hauptplatz in einem Dorf wieder. Es ist Markttag und es hat sich schon eine große Menschenmenge versammelt. Es ertönt ein Klingeln und ehe ich weiß, wie mir geschieht, ist etwas an mir vorbei gerast. Die Menschen werfen sich diesem Fahrzeug aus dem Weg. Ich sehe mich fragend um und eine Frau erklärt mir „Das ist ein Fahrrad, die sind hier ganz neu in Mode“. „Ach so“, denke ich, „jetzt gibt es in Kuba Pferdekutsche, Ochsenkarren und Fahrräder.“

Und schon verschwimmt das Bild erneut. Dieses Mal befinden wir uns in einem Fortbewegungsmittel auf edlen Ledersitzen, es ist furchtbar laut und wir fahren noch schneller als eine Kutsche. Wie ihr bestimmt schon erahnt habt, handelt es sich um ein Auto. Doch nicht irgendein Auto, sondern ein wunderschöner, roter Oldtimer, der zu dieser Zeit total neu war. Somit können wir das Auto auch zu unserer Fülle der Fahrzeuge setzen.

Zwischen den schön verzierten, edlen, amerikanischen Oldtimern mit Kühlerfiguren auf der Motorhaube transportieren große LKW und Pickups die verschiedensten Güter. Von Zuckerrohr, Beton und Hühnern bis zu Kühen und Personen laden die LKW-Besitzer alles auf ihre Ladefläche. So ergibt sich eine sehr gute Mitfahrgelegenheit für alle, die dieselbe Strecke vor sich haben. Wollen wir uns allerdings bequemer fortbewegen und weite Strecken zwischen den Städten zurücklegen, könnte man den Zug empfehlen. Die Wartezeit von ein paar Tagen nicht einberechnet und wenn der Zug überhaupt existiert, ist er wohl das schnellste Fortbewegungsmittel.

Während wir noch auf den Zug warten, ist die Kubanische Revolution (1956-1959) bereits in vollem Gange und der Sieg Fidels und Ches hat auch große Auswirkungen auf das kubanische Transportwesen. Das Handelsembargo der USA verhindert den weiteren Import von amerikanischen Fahrzeugen. Also werden die Autos, die man besitzt, gehegt und gepflegt, repariert und restauriert, sodass sie die Jahrzehnte überdauern. In der Zwischenzeit bringen die neuen sozialistischen Handelspartner ganz neue Automodelle auf den Markt. Praktische, kleine quadratische Autos aus Russland bringen eckigen Kontrast zwischen die geschwungenen Ami-Oldtimer. Schließlich schaltet sich auch China ein und liefert gut klimatisierte Reisebusse, in denen nette Busfahrern KUSis durch ganz Kuba transportieren.

Wenn wir uns noch einmal der Zweirad­kultur widmen, fällt auf, dass viele Zweitakter Mopeds und Motorräder (Ostmodelle) die Luft verpesten, weshalb man sich fast mehr vor den leisen, geschmeidigen Elektrorollern aus China erschreckt, wenn diese plötzlich nachts ohne Vorwarnung um eine Straßenecke biegen.

All diese Fahrzeuge sind auf den Straßen Kubas eine Selbstverständlichkeit und so kann man an einem Tag die Transportmittel mehrerer Jahrhunderte nutzen.

Alles Gute zum Geburtstag Muddi, dein Emil

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