Che Guevara und Fidel Castro im kubanischen Alltag

DavidMarc Philipp

Autoren: David, Marc

Vielen Leuten in Europa ist die kubanische Revolution, wenn überhaupt, nur ein schwammiger Begriff und auch im Schulunterricht spielt sie neben der Kubakrise eine deutlich untergeordnete Rolle. Die Namen Che Guevara und Fidel Castro sind stattdessen etwas bekannter. Über die Hintergründe, wann und wo die beiden welche Rolle spielten, sollten wir auf unserem Kubaaufenthalt mehr erfahren.

„¡Hasta la victoria siempre!“, zu Deutsch „Immer bis zum Sieg!“, war der Spruch, der sich uns auf unzähligen Plakaten am Straßenrand oder an Hauswänden präsentierte. Die Bedeutung dieser Worte erkannten wir jedoch erst nach einiger Zeit sowie Gesprächen und Erklärungen von Ruth oder den vielen Kubanern, die wir kennenlernen durften. Die Kubaner sehen die Revolution nicht als geschichtliches Ereignis, sondern viel mehr als noch immer andauernden Prozess an. Dies ist auch der Grund, warum auf den Zeitungen unter dem Datum „Jahr 62 der Revolution“ steht. Von Fidel Castro wird in der Regel als „Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz“ gesprochen und Kritik in jeglicher Art an ihm, Ernesto Guevara, der Revolution, sowie dem kommunistisch-sozialistischen System sind uns nicht begegnet. Einmal stellte ich, Marc Philipp, in der Friedrich-Engels-Schule in Pinar del Rio die Frage, ob Kritik am Staat denn überhaupt möglich sei, woraufhin eine Schülerin antwortete, dass in Kuba Meinungsfreiheit herrsche, es aber keine Kritik am System gäbe.

Gewundert hat mich die Antwort nicht, denn wie 80% der Schülerinnen und Schüler war auch sie Mitglied in der kommunistischen Jugendpartei und um uns herum waren Ohren und Augen von ICAP, dem kubanischen Völker­verständigungs­institut, mit dem wir teilweise durch das Land reisten.

Was in Deutschland eher unterschwellig an Einschränkungen der Meinungsfreiheit stattfindet, ist in Kuba offensichtlich und ein Grund mehr, sich an die eigene Nase zu fassen. Die Tochter von Ché Guevara, Aleida Guevara, sprach unter anderem in unserem Interview mit ihr darüber, dass ihr Vater neben der allgemeinen Hochschätzung der Kubaner auch als Vorbild zur Erziehung der Jugend dient. Ehrlichkeit, Solidarität und mehrere positive Eigenschaften seien dabei von großer Bedeutung. Die Frage, wie das mit den Erschießungskommandos durch ihren Vater zusammenpasst, stellten wir nicht, und das war vielleicht auch ganz gut so. Zusammenfassend kann man sagen, dass Fidel und Che als Vorbild des Lebens in Kuba fungieren. Sie stehen als Symbol für Freiheit und Kommunismus. Die kubanische Schülerin würde vielleicht sagen: „Man kann von ihnen halten, was man will, aber Kritik gibt es nicht.“

Abschließend noch positiv zu erwähnen ist der große Aufwand, den sich ICAP, die Federico-Engels-Schule und viele weitere gemacht haben, um uns einen angenehmen Kubaaufenthalt zu ermöglichen.

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