WIR steuern heimwärts

LunaMaike

Datum: 04.03.2020
Mittagsposition aufgrund verdecktem GPS nicht vorhanden
Wetter: Lufttemperatur: 20° C, Wassertemperatur: 20,5°C, Wind: SW 4
Autorin: Maike, Luna

Noch vor einem Jahr saßen wir in Nürnberg in der Universität und lauschten Ruths Erzählungen über das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“. 34 Jugendliche die gemeinsam den Atlantik überqueren und Aufenthalte in den verschiedensten Ländern erleben dürfen. Damals klang das noch fast unvorstellbar, doch der Wunsch nach Abenteuern und neuen Erfahrungen war ja bereits geweckt worden, als wir auf den unterschiedlichsten Wegen, zum Beispiel über einen Flyer, vom Projekt erfuhren. Um mehr zu erfahren begannen wir die Blogs zu lesen und die „aktuelle“ Reise zu verfolgen…, bis dann die eigene Bewerbung folgte und unsere Hoffnung an der Reise teilnehmen zu dürfen, anfing zu wachsen. Der Probetörn verstärkte dieses Gefühl nur noch mehr – die Zusage zur großen Fahrt ließ Einen Luftsprünge machen! Nach der Vorbereitungszeit, in der es viel zu organisieren galt, ging es am 15. Oktober mit der Busfahrt nach Kiel los.

Dieser Tag ist mittlerweile schon fast 5 Monate her und wir können und wollen nicht glauben, dass wir schon so lange unterwegs sind, noch weniger allerdings, dass wir uns bereits wieder auf der Rückreise befinden. Ja, es geht heimwärts und diese Stimmung breitet sich langsam aber sich an Bord aus. In den letzten Tagen habe ich mehr als ein Gespräch aufgeschnappt, dass sich um die Rückkehr nach Kiel drehte. Außerdem wird bereits in dieser Etappe verstärkt damit begonnen, Unterrichtsstoff von Zuhause nachzuarbeiten, um den Übergang in die Heimatschulen zu erleichtern. Und doch wissen wir alle: Ein paar Wochen haben wir noch zusammen und die werden wir voll und ganz auskosten! Jeden Abend sitzen Leute in der Messe, singen, reden und liefern sich spannende Schach-, Ligretto-, oder auch Monopolypartien, von denen man garantiert gute Laune bekommt. So wurde an einem Abend beispielsweise die Messe zum Casino. Jeder der mitmachen wollte bekam als Startkapital 20 Schrauben, die sich bei manchen schlagartig vermehrten, während es bei den Anderen schnell Richtung Pleite ging. Das Achterdeck ist erfüllt von Lachen und auch der Rest des Schiffes wird angesteckt von dieser Stimmung, die doch etwas melancholisch aber auch wunderschön ist.

Da spielt auch aktuell wohl die laufende Schiffsübergabe eine große Rolle. Noch so etwas, das wir uns vor einem Jahr kaum hätten erträumen können. Wir Schüler haben für einige Tage das Schiff vom Stamm übernommen. Wo wir sonst schon in allen Bereichen mitarbeiten dürfen, wird nun jeder Posten von einem Schüler als Hauptverantwortlichen besetzt. Die nautische Schiffsleitung, die Projektleitung, Wachführer und deren Assistenten, Bootsmann, Maschinist, Proviantmeister und genauso auch kreative „Berufe“ waren die Stellen für die wir uns bewerben konnten und die in die Hände der Schüler übergeben wurden. Zusätzlich zu den vorgegebenen Ämtern bewarb sich Magdalena noch Pâtissière und zauberte jeden Abend noch zusätzlich eine leckere Nachspeise. Auch ich (Luna) setzte mir zum Ziel als segelnde Reporterin die Schiffsübergabe zu dokumentieren.

Das Besondere an dieser Schiffsübergabe war die Astronavigation. So wurden kurz vor der Übergabe des Schiffes an unsere neue Kapitänin Emma all unsere Navigationssysteme abgeklebt. Plötzlich konnten wir uns nur noch auf die Sonne und Sterne, beziehungsweise auf unsere Schiffsleitung verlassen, die uns mithilfe derer nach Bermuda navigieren sollten. Auch unsere Geschwindigkeit konnten wir nur anhand einer Relingslogge ermitteln. Am Bug der Thor dabei wird Biomüll über Bord gegeben und ab da die Zeit gestoppt, bis der Müll einen Punkt am Heck passiert hat. Daraus wird unsere Schnelligkeit in Knoten berechnet. Über die Tage bemerkten wir, Segeln funktioniert auch ohne technische Hilfen. Am Anfang der Schiffsübergabe durfte jeder ein Zettelchen mit seiner Schätzung über die Differenz der errechneten und tatsächlichen Position einreichen. Unsere tatsächliche Position hat sich um Sieben Seemeilen von der berechneten Position unterschieden und damit hat Katharina quasi „im Lotto gewonnen“ und eine Tafel Ritter Sport Schokolade gewonnen. Voller Vorfreude geht es jetzt, wieder mit GPS aber immer noch unter Schülerhand, Richtung Bermuda!

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