Datum: Freitag, der 13.03.2020
Mittagsposition: 33° 59,5‘ N 059° 57,6‘W
Etmal: 140 sm
Wetter: Lufttemperatur: 20° C, Wassertemperatur: 19,5°C, Wind: SSE 2
Autorin: Katharina
Die zweite Atlantiküberquerung hat begonnen. Über 2 Wochen lang kein Land in Sicht und abgeschottet von der Außenwelt. Wir leben in unserer eigenen Welt: Diese ist 50m lang, 6m breit und 29m hoch- die Thor eben. Man sollte meinen, auf so wenig Platz gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten sich zu beschäftigen, doch langweilig wird hier definitiv niemandem. In der wenigen Freizeit, die wir haben, findet sich immer etwas zu tun. Einige dieser Aktivitäten habe ich im folgenden Text beschrieben.
Ein Gerät, das mit den sinkenden Temperaturen wieder häufiger verwendet wird ist unsere Nähmaschine. Diese hat den Ruf, immer nur dann zu funktionieren, wenn sie gerade will, wovon bereits einige Nähbegeisterte KUSis in den Wahnsinn getrieben wurden. Außerdem muss sie natürlich erstmal unter der Sitzbank in der Bibliothek hervorgeholt und aufgebaut werden … doch wenn dies geschehen ist und die Maschine auch gerade läuft, finden sich immer mehr Leute, die beispielsweise beschädigte Kleidungsstücke flicken wollen, oder auch motiviert sind, an Stoffbeuteln, Taschen, Kissenbezügen oder anderem zu arbeiten.
Auch die Bastelkiste erfreute sich während der Reise schon großer Beliebtheit. Vor allem in der Vorweihnachtszeit und der Überquerung des Südatlantiks wurden die von zuhause für alle mitgebrachten Stifte, das bunte Tonpapier, Washi-Tape, die Perlen und Schnüre, der Draht und auch die Wolle jeden Tag verwendet. Daraus entstanden auch viele unserer Wichtelgeschenke, denn um kreativ zu sein sind die vielen Materialien perfekt geeignet. Mal sehen, was noch alles an handwerklichen Ideen in die Tat umgesetzt wird… Auch in der Last sind immer wieder fleißige Bastler am Werk. So entstanden bereits aufwändig verzierte und zuvor aus Holz geschnitzte Haarnadeln, genauso wie aus einem Stück Mahagoniholz (welches auf einem der Landaufenthalte gefunden worden war) ausgehöhlte Löffel. Außerdem wird auch gerne der Heißschneider verwendet, mit dem Schriftzüge in verschiedene Materialien eingebrannt werden können. Ebenso in die Kategorie Handarbeit einordnen lässt sich das Zeichnen. An Bord haben wir wirklich begabte Künstler wie Emil oder Lukas, in deren Blöcken man überall detailreiche Skizzen bzw. aufwändig ausgearbeitete Zeichnungen finden kann. Jeder der eine davon ergattert kann sich glücklich schätzen und es wurde bereits darüber spekuliert, wie viel diese später einmal wert sein würden ?
Wenn sich einige Crewmitglieder finden (was IMMER der Fall ist) entwickeln sich daraus oftmals spannende Spielrunden, vor allem bei Spielen wie „Siedler“ oder UNO ist die Motivation immer groß! Eines unserer aller beliebtesten Spiele ist aber „Werwolf“, was am besten in einer großen Runde stattfindet. Teilweise ist abends die halbe Messe besetzt -oder unsere Bibliothek ist rappelvoll, doch da irgendwann dann die Bewohner von Kammer 5 nicht mehr schlafen können, werden die Runden doch oft an einen anderen Ort verlegt -oder bei geschlossener Tür und mit unterdrückten Kichern weitergeführt.
Die meisten von uns Schülern haben sich vor der Reise vorgenommen, ein Tagebuch zu führen… Nun gibt es da mehr oder weniger lockere Zielsetzungen: die einen schreiben immer dann, wenn es ihnen in den Sinn kommt oder etwas Spannendes geschehen ist, die anderen wollen jeden Tag auf das genaueste dokumentieren. Dabei treffen sich die einzelnen Personen oftmals auch abends in der Messe (die definitiv als eine Art Wohnzimmer fungiert) wobei sie sich oftmals in angeregte Diskussionen verwickeln lassen und dann umso länger über ihre Tagebücher gebeugt dasitzen. Einigen Schülern wurde sogar schon eine Liebesbeziehung zu diesem wertvollen Schrift- und Erinnerungsstück nachgesagt.
Man kann sich sicher sein: Irgendwo auf diesem Schiff findet eine Misrachi statt. Der Begriff hat bei uns eine etwas andere Bedeutung als per Definition, es ist eine Zusammenkunft mehrerer Leute, bei der sich über verschiedenste Themen ausgetauscht wird und Ergebnisse diskutiert werden. Gefunden haben wir das Wort beim Stöbern im Fremdwörterlexikon und da es für uns recht interessant klang wurde es in den Thor-Wortschatz mit aufgenommen. Diese Treffen entstehen meist spontan, wenn sich zwei Personen im Gang treffen, sich weitere Leute dazugesellen und diese dann irgendwann an einen bequemeren Ort umziehen. Dafür bietet beispielsweise die Bibliothek einen Aufenthaltsort, an dem sich alle wohlfühlen oder oftmals auch unsere Kammern (bevorzugt große)… es ist einfach schön, mit Freunden zusammenzusitzen und alles Mögliche zu bequatschen. Ebenso harmonisch sind die Abende, an denen Lehrer Martin auf dem Achterdeck Gitarre spielt und dazu gesungen wird. Und wer an all diesen Aktivitäten mal keinen Gefallen findet und beginnt sich zu langweilen, ist immer noch herzlich dazu eingeladen, die fleißige Backschaft zu unterstützen, laut die Musik mitzusingen, sich dabei von guter Laune anstecken zu lassen und neue Spülrekorde aufzustellen! ?