Logbuch vom 2.4.2020

Detlef SoitzekMartin

Am heutigen Donnerstag, den 2. April 2020, liegen wir um 17 Uhr Bordzeit (entsprechend 17 Uhr UT) an der Frachter- und Bunkerpier von Horta. Von dort werden wir heute abend in Richtung Englischer Kanal aufbrechen, nachdem wir Dieseltreibstoff und neue Vorräte an Bord genommen haben.

Allen an Bord geht es gut, wobei wir uns nach diesem ersten Kontakt mit Europa auch wieder auf die nächste Segeletappe freuen. Auf dem Schiff zu sein und nicht von Bord zu können ist normal, solange das Schiff unterwegs ist, aber im Hafen fühlt es sich fremd an. Vor fünf Monaten haben wir die Alte Welt verlassen und die Neue Welt besucht, und jetzt bei der Rückkehr sieht die Alte Welt ganz anders aus.

Der Aufenthalt auf den Azoren bedeutete für uns zunächst zwei unterschiedliche Ankerplätze (je nach Wind- und Seegangsrichtung) und schließlich noch zwei Nächte an der Fährpier von Horta. Dort lagen wir immerhin sicher, auch wenn das Schiff dank des Schwells im Hafen heftig in die Festmacher ruckte. Dinge, die von Land angeliefert wurden, wie etwa T-Shirts vom Café Sport oder die dort eingegangene Post, wurden an Bord erst einmal in eine dreitägige Quarantäne geschickt. Die Helfer an Land tragen Overalls, Handschuhe und oft auch Mundschutz, und sogar die Kreditkarte wurde nach Benutzung gewaschen… nein, das ist nicht mehr die Welt, von der wir aufgebrochen sind.

Ein Crewwechsel auf den Azoren war nicht möglich, da wir aus Vorsicht niemanden von Land auf das Schiff lassen möchten. Unser Bordarzt Manfred, bei dem wir uns herzlich für den Einsatz bedanken, konnte hier jedoch von Bord gehen, da er in seinem Heimatkrankenhaus in der Schweiz dringend benötigt wurde. Medizinisch werden wir von den Wachführer/innen Michaela und Tristan, die ebenfalls beide Mediziner sind, weiterhin gut betreut sein.

Diese letzte Etappe wird vor allem von der letzten der drei Schiffsübergaben geprägt werden, die aller Voraussicht nach kurz nach Ostern im Englischen Kanal beginnen wird. Die Wetteraussichten für die Route dorthin sehen gut aus für uns – das nehmen wir gern an, denn bis Falmouth in Cornwall, unserem nächsten avisierten Anlaufpunkt, sind es noch 1230 Seemeilen.

Dr. Martin Goerke, Projektleitung an Bord, und Detlef Soitzek, Kapitän

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