Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Nicolas

Datum: Mittwoch, 15.04.2020
Mittagsposition: 50° 04,6‘ N; 004° 57,9‘ W
Etmal: 5 sm
Wetter: Lufttemperatur: 11° C, Wassertemperatur: 11°C, Wind: E 6
Autor: Nico

Für Dienstag war eigentlich das Auslaufen angesetzt – eigentlich. Am Morgen hatten wir einen Termin zum Diesel bunkern für die kommende Seeetappe. Danach sollten die Stellen für die Schiffsübergabe verkündet werden und dann sollte es auch schon los gehen. ABER – das wäre doch zu einfach gewesen. Aufgrund von Bürokratie, Missverständnissen und unverständlichen anderen Gründen konnten wir gar nicht bunkern. Wir machten uns zwar auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt, doch dort war niemand anzutreffen. Es stellte sich heraus, dass das zu zahlende Geld nicht rechtzeitig angekommen war, was natürlich ein Bunkern unmöglich machte. Trotz unserer Versuche, den Kapitän des Bunkerschiffes zu überreden, blieben wir erfolglos.

Die Zeit strich dahin, es war inzwischen 11 Uhr (das Bunkern war für 8 Uhr angesetzt) und es wurde uns klar, dass das wohl nichts mehr werden würde. Also entschieden wir, die Zeit sinnvoller zu nutzen. Die Stellen für die Schiffsübergabe wurden verkündet, damit die Schiffsführung schon einmal mit der Reiseplanung beginnen konnte. Spannung lag in der Luft, als die Stellen vorgelesen wurden. Man freute sich für jeden, der genommen wurde und war aber auch für die Leute da, die nicht genommen wurden und deswegen auch enttäuscht waren. Unsere neue Schiffsführung besteht aus den Steuerleuten Ben und Elive, geführt von unserem neuen Kapitän Max W. Ich persönlich darf Wachführer der Wache zwei für die nächste Etappe sein.

Nach einer kurzen Mittagspause, durften wir auch keine Zeit mehr verschwenden und die Schiffsführung begann mit der Routenplanung. Diese gestaltet sich als schwerer im Vergleich zu der bisherigen Route. Das Seegebiet, welches wir durchqueren werden, ist eines der anspruchsvollsten weltweit. Neben den Gezeitenströmungen, welche nahe der Küste wirken, sind die häufig schwierige Wetterlage, besonders der für England typische Nebel, und der dichte Schiffsverkehr große Herausforderungen.

Beim Kaffee und Kuchen wurden dann die ersten Ergebnisse präsentiert. Die Hoffnung, dass wir ohne Maschine segeln können, blieb leider enttäuscht, denn es erwarten uns sehr ungünstige Winde, weshalb wir wieder einmal auf unsere Hauptmaschine umsteigen mussten.

Als endgültig klar wurde, dass das mit dem Bunkern wohl wirklich nichts mehr wird, entschieden wir uns zu unserem vorherigen Ankerplatz zurückzukehren, damit wir besseren Windschutz haben. Dort ließen wir den Abend mit einem Film über die „Peking“, einen der legendären Flying-P-Liner ausklingen. Wir ließen uns nicht von dem verspäteten Reisetag unterkriegen und gingen so früh wie möglich ins Bett, um Kräfte zu tanken, denn Morgen heißt es dann früh aufstehen. Um 6:30 heißt es schon Anker hieven, damit wir pünktlich zum vereinbarten Termin da sind – hoffentlich klappt es dieses Mal!

Wenn dann alles gut geht, können wir Morgen unsere letzte Seeetappe antreten, bevor wir wieder in Deutschland ankommen. Bis dahin wartet aber noch viel Spannendes auf uns.
Auf eine gelungene Schiffsübergabe!

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