Der erste Tag am Ruder und im Rigg

martinDatum: 19. Oktober 2014
Mittagsposition: Brücke Rendsburg
Wetter: Lufttemperatur: 16,5° C, Wassertemperatur 15,5° C, Windstärke: 3
Autor: Martin

30 Meter in die Höhe und das erste Mal auf der Thor Heyerdahl segeln – da war endlich der Tag, auf den wir solange gewartet hatten.

Es ist Sonntag und der Start in den Tag begann ohne Frühstück, denn wir mussten gleich um 6.30 Uhr aufstehen, weil das Kommando „all hands on deck“ läutete, um zur Schleuse des Nord-Ost-See-Kanals zu fahren. Als wir endlich durch die Schleuse gekommen waren, gab es das lang ersehnte Frühstück: Brötchen mit Nutella, Erdnussbutter und French Toast. Das dürfen wir nur am Seemannssonntag genießen. Den Seemannssonntag gibt es nach einer alten Tradition immer donnerstags und sonntags, da die Seefahrer immer gerne zwei Sonntage zum „erholen“ haben.

Mit diesem motivierenden Einstieg in den Tag begann die Einteilung in Wachen.
Es gibt vier Wachen mit je neun bzw. acht Schülern, Lehrern und Stammleuten. In diesen Gruppen übernehmen wir für die erste Etappe bis nach Teneriffa die „fahrende Wache“ bzw. die „Hafenwache“. Dazu gehören die Sicherheitsrunde, die Maschinenrunde und das Eintragen der Wetterbedingungen in ein dafür vorgesehenes Buch.
Das Schiff wurde komplett von uns Schülern übernommen und gesteuert. Jedoch bekamen wir z.B. am Ruder immer die Ansage des Kapitäns Detlef, wie viel Grad steuerbord oder backbord wir steuern mussten. Ebenfalls bekamen wir auch eine Einführung in das Rigg, in der wir erklärt bekamen, wie wir nach oben klettern sollten, immer zwei Hände an den Wanten und Fuß für Fuß auf die Webeleinen (Querseile). Nach der Theorie kam die Praxis und 34 Schüler kletterten mit ihren Sicherheitsgurten auf die bis zu 30 Meter hohen Masten des Toppsegelschoners. Das war für alle ein besonderes Erlebnis, da die Aussicht auf die Schleswig-Holsteiner Landschaft aus der Höhe richtig schön ist. Selbst die Leute, die Höhenangst haben, konnten sie besiegen und stiegen mit hinauf.
Nachdem jede Wache ihre Einführungen in alle Aufgaben der Wache bekommen hatte, wurde sie jeweils zu ihrem Teil des Schiffs zugewiesen. Meine Wache, die Wache 4, ist zuständig für das Besan-, Besantoppsegel und die Breitfock. Unser Fokus lag jedoch auf dem Besansegel, es ist das hinterste Segel eines Schiffs und wir lernten im geschützten Nord-Ost-See Kanal kennen, wie man es setzen muss. Jeder packte an, um die Tampen durchzuholen und somit haben wir so gut wie alle Segel der Thor setzen können. Da wir aber mit dem Motor durch den Kanal fuhren, haben wir kurz danach die Segel wieder bergen müssen.
Während der 90 Kilometer langen Durchfahrt spürten wir dann auch die Ausläufer eines Orkantiefs, die auch daran Schuld waren, dass wir noch am selben Tag im Kanal vor der Schleuse anlegen mussten und nicht auf der stürmischen Nordsee segeln konnten. In der Nordsee war Wellengang mit 7 Meter Höhe und starker Wind angesagt, sodass wir zunächst im Nordseekanal blieben.

Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass es doch nicht so schlimm ist, wie erwartet, die Masten eines fahrenden Segelschiffs zu besteigen. Es ist etwas ganz anderes als ein Kletterpark, es ist ein ganz anderes Gefühl, auf einen Mast zu klettern und bei voller Fahrt die Sicht über andere Gebiete zu genießen, als in einem Park auf eine Plattform zu steigen und die eigene Umgebung zu beobachten.

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