Autoren: Paul, Freya
Zu unserem Zielort kamen wir, Max W., Monja, Freya, Lukas, Valentin, Paul, Emma und Alea, mit einem auf 10°C herunter gekühlten Bus, der uns nach einer 13-stündigen Nachtfahrt mitten in der Stadt Holguin rauswarf. Auf dem Weg vom Bahnhof zu unserem gemieteten Casa particular machten wir an einem kleinen Plätzchen halt und holten aus unseren Rucksäcken ein leckeres Frühstück, das wir zwischen uns auf dem Steinpodest ausbreiteten. Zum Essen gab es zwei riesige Brotstangen, die zum Glück in den Rucksack gepasst haben, echte Butter und sogar genügend davon. Dazu hatten wir Honig und deutschen Käse aus echter Milch.
Nachdem unsere Mägen gefüllt waren, machten wir uns bereit, uns in Bewegung Richtung Nachtbleibe zu setzen. Doch schon bald waren unsere Füße ermüdet und unsere Beine bleischwer, drum hielten wir eine der vielen Kutschen, die von Pferden gezogen werden, an und baten um eine Mitfahrgelegenheit. Nachdem wir in unserem Casa particular, das von zwei netten älteren Kubanern geleitet wird, angekommen waren und unsere Sachen in den Zimmern verstaut hatten, machten wir uns auf den Weg zu einem der gefühlt unendlich vielen Peso-Pizza-Läden, um unseren Hunger zu beseitigen. Diese Läden kennzeichnen sich alle dadurch, dass man dort für umgerechnet 20 Cent eine Pizza bekommt, die vor lauter seltsamerweise rosa gefärbtem Käse tropft. Wenn wir uns, wie wir es häufiger taten, 21 Pizzen kauften, erkannte man es schon von Weitem an den ganzen Käsesprenklern am Boden, die sich als Spur hinter unserer Gruppe herzogen.
Da es in Holguín selbst fast nichts Sehenswertes gibt, verbrachten wir die nächsten Tage hauptsächlich damit, in der Stadt umherzulaufen und etwas Interessantes zu suchen. Interessantes gab es aber entweder nicht oder es war geschlossen, wie z.B. das Baseballstadium. Deswegen vertrieben wir uns die Zeit hauptsächlich mit Essen suchen und verzehren. Einmal einen Stand mit Köstlichkeiten entdeckt, wurde gefragt, ob alle Lust darauf haben, meistens hatten wir, und schon wurde bestellt. Die Verkäufer waren manchmal sehr verwirrt, wenn jemand 16 Kugeln Eis bestellte und damit hinter der nächsten Ecke verschwand. Am Tag danach gingen wir morgens voller Erwartung ins Theater, stellten aber erst nach dem Kartenkauf fest, dass es sich um ein Kindertheater für Kleinkinder handelte. Es begann mit einer Aufwärmübung, bei der wir alle mit den Kindern auf die Bühne kommen und Kommandos ausführen sollten. Eigentlich nicht sonderlich kompliziert, aber trotzdem flogen zwei von uns als erste raus. Danach folgte eine höchst amüsante Neuinterpretation der „Drei kleinen Schweinchen“ auf Spanisch, bei der das Publikum dem Wolf helfen musste, die Schweinchenhäuser zu finden und kaputt zu machen.
Abends ging es dann in die Beatlesbar, wo wir uns ein Luxusgetränk genehmigten und dabei sehnsuchtsvoller kubanischer Musik (keine Beatles!) lauschten und die dazugehörigen grausigen Musikvideos anschauen durften. Trotzdem war es ein sehr netter Abend und auch ein passender Abschluss für unseren Aufenthalt in Holguín, denn wir beschlossen am nächsten Tag in ein kleines Dörfchen am Rande der Provinz direkt am Meer zu fahren. Doch da das kubanische Ministerium uns anscheinend falsche Stempel in unsere Pässe gemacht hatte, musste unsere Lehrerin Monja noch mehrere Stunden im Immigrationszentrum verbringen, damit wir anschließend legal weiterreisen durften. Da der Weg für eine Kutschfahrt zu weit gewesen wäre, wählten wir zum Reisen stattdessen ein Taxi, das für deutlich weniger Personen ohne große Wanderrucksäcke ausgelegt war.
In Gibara angekommen gingen wir zuerst an den Strand und jeder hatte eine halbe Stunde Zeit nur für sich. So verging der Tag. Als wir dann am Abend etwas zu essen suchten, fragten wir eine Gibarerin nach einem Restaurant oder ähnlichem, woraufhin sie uns einfach zu sich einlud. Hier genossen wir dann das mit Abstand beste Abendbrot des ganzen Kubaaufenthalts. Währenddessen freundete sich Max noch mit einem ehemaligen Touristen-Guide an, der uns eine Führung durch eine der vielen Höhlen in der Umgebung anbot. Dies nahmen wir auch dankbar an und standen am nächsten Morgen um 10 Uhr vor der besagten Höhle, die hauptsächlich von zahllosen Fledermäusen bewohnt wurde. Da es sehr dunkel war, mussten wir schon nach wenigen Metern die spärlichen Stirnlampen anmachen und starteten unseren Abstieg in die Dunkelheit.
Unser Weg führte uns unter anderem durch einen Raum, in dessen Mitte ein mit glitzernden Salzkristallen bestückter Stalaktit hing, der von den Einheimischen scherzhaft Diskokugel genannt wird. Der tiefste Raum war ein unterirdisches natürliches Schwimmbad mit Zugang zum Meer. Nach einem erfrischenden Bad im Höhlensee ging es wieder zurück ans Tageslicht und von hier aus direkt mit dem Taxi zum Busbahnhof in Holguín, und am Abend zurück nach Havanna. Den Abschluss unserer Exkursion bildete am nächsten Morgen noch ein leckeres Frühstück in der Hauptstadt von Kuba.