Wie die Zeit vergeht

michaelDatum: Freitag, der 03.04.2015
Mittagsposition: 39° 34,7′ N; 024° 18,6′ W
Etmal: 116,6 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15° C, Wassertemperatur: 15,5°C, Wind: EzN4
Autor: Michael

Wer hat an der Uhr gedreht,
ist es wirklich schon so spät?
Grad wars zwei und schon ist’s vier
was ist bitte los hier?

Immer 15 Breitengrade weiter,
wird es dann schon wieder heiter,
Detlef sagt allen Leuten von KUS,
dass man die Uhr verstellen muss
(Dap da-dap, da-da dap dap)

Wer hat jetzt die Uhr verstellt?
Die Umstellung in Wache drei und vier fällt,
das nächste Mal sind Wache eins und zwei dran,
dass jeder davon was haben kann.

Der Kinderliedklassiker passt wirklich hervorragend zur Situation an Bord. Da Panama und Kuba in einer ganz anderen Zeitzone liegen als Deutschland oder die Azoren, muss auch die Uhr gestellt werden. Doch wie, wann und wo?
Wie oben schon erwähnt, beginnt normalerweise alle 15 Breitengrade eine neue Zeitzone. Wenn wir mitten auf See sind, gibt es dann zwei Möglichkeiten: damit es auch für alle fair ist, wird die Uhr entweder verstellt, wenn ein passender Anlass ist, beispielsweise bei Schülerversammlungen oder bei All-Hands-Manövern, wenn entweder kein oder jeder Schüler Wache gehen muss. Alternativ gehen zwei Wachen eine halbe Stunde länger bzw. kürzer (jetzt auf der Rückreise), und beim nächsten Mal sind dann die anderen zwei an der Reihe.

Die erste Möglichkeit ist am unkompliziertesten, da man ganz normal weiter Wache geht, wie sonst auch immer. Leider ist diese Variante nicht immer durchführbar, deshalb muss man manchmal auch eine halbe Stunde länger oder eine halbe Stunde weniger Wache gehen.
Allgemein beeinflusst die Zeitumstellung das Leben an Bord mehr, als man denkt. Vor allem in Wache drei und vier merkt man, dass die Sonne plötzlich zu einem ganz anderen Zeitpunkt aufgeht als sonst. Und auch die Backschaft muss darunter leiden: es gibt dann auf einmal Abendessen eine ganze Stunde früher und man hat noch echt Stress in der Kombüse, oder Mahlzeiten verschieben sich nach hinten, so dass man nicht weiß, was man mit der überflüssigen Zeit noch alles anfangen soll.

Dann gibt es noch ein paar Leute, zu denen auch ich gehöre, die ihre Uhr statt eine Stunde nach vorne eine Stunde nach hinten stellen und sich dann wundern, weshalb sie um 4 Uhr zur Backschaft geweckt werden… diese Personen verfluchen dann auch mal die Zeitumstellung…
Trotzdem freue ich mich immer darauf. Es ist ein Zeichen, dass man etwas geschafft hat, dass man ein gehöriges Stück weitergekommen ist. Jetzt auf der Rückreise erfüllt mich das aber auch mit Wehmut. Man kommt von den exotischen Gefilden, wo alles, auch die Zeit, anders ist, immer weiter in heimische, vertrautere Gegenden. Genauso wie die Zeitzonen fortschreiten, so kommt auch das Ende der Reise immer näher, auf das man sich einerseits freut, andererseits sich es aber auch in weite Ferne wünscht. Auch zu dieser Situation passt das Lied:

Wer hat an der Uhr gedreht,
ist es wirklich schon so spät?

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