Ein fast normaler Donnerstag

schueler.Leonie-Datum: Donnerstag, der 05.11.2015
Mittagsposition: 48° 19,3′ N; 006° 26,2′ W
Etmal: 54 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15° C, Wassertemperatur: 16°C, Wind: SSW7
Autorin: Leonie

Donnerstag also Seemannssonntag, fand heute nicht nur mit Nutella, Erdnussbutter und Brötchen wie üblich statt, sondern sogar mit Pfannkuchen oder Eierkuchen oder Pancakes oder wie man sonst noch so sagt. Das ist übrigens, wegen unserer unterschiedlichen Herkunft aus fast allen Regionen des deutschsprachigen Raums, eines der Lieblingsdiskussionsthemen von uns KUSis: Heißt dieses orange Hasenfutter jetzt Karotte, Mohrrübe, Wurzel oder doch eher gelbe Rübe? Oder wie wird Chemie ausgesprochen? Mit „K“ oder mit „Sch“?
Nebenbei, die Pfannkuchen haben echt gut geschmeckt und, so habe ich das zumindest von unseren armen Seekranken, die zwar ihr Frühstück aber zum Glück nicht ihren Humor verloren haben, gehört, das auch noch beim zweiten Mal.
Normalerweise werde ich, da ich in Wache 2 bin, also die Wachzeit von zwei bis fünf Uhr habe, erst um halb zehn von einem Mitglied der Wache 4 mit einem „Wunderschönen guten Morgen“ zum Frühstück geweckt, weshalb ich etwas verstört war, als das heute ein bisschen anders ablief. Heute bin ich nämlich viel zu früh von einem Scheppern wach geworden, habe mühsam meine müden Augen geöffnet und war ein kleines bisschen verwundert, als ich Lukas und unsere Bootsfrau mit einer Leiter vor meiner Koje stehen sah. Aber richtig verwirrt war ich erst, als sie mir sagten: „Wir werden jetzt ein U-Boot!“.
Nachdem die beiden es mir dann zweimal erklärt hatten, habe auch ich verstanden, dass wir gerade in einem Sturm mit sieben bis acht Windstärken sind und, da die Wellen ziemlich hoch über Deck spritzen, alle Oberlichter verriegelt werden mussten.
Auf Grund des Sturmes herrscht während der Wache auch Gurtpflicht, das heißt, dass wir uns mit den Karabinern an unseren Klettergurten in die über Deck gespannten Laufleinen einklinken müssen, damit wir nicht von Bord fallen.
Trotz des Sturmes ging der Tagesablauf eigentlich ziemlich normal weiter. Nur für die Backschaft war es aufgrund des starken Seegangs wohl etwas anstrengender als sonst. Jedenfalls hat man immer wieder ein Klirren gefolgt von einem (mehr oder weniger) leisen Fluchen der gestressten Backschaft aus der Kombüse gehört, wenn mal wieder ein paar Teller in hohem Bogen von der Arbeitsfläche gehüpft waren.
Mein persönliches Highlight war, dass es heute während unserer Wache nicht nur „Delfine an Steuerbord“ oder „Backbord“ hieß, wie in den letzten Tagen immer wieder, sondern zum ersten Mal auch „Wal an Backbord!“. Leider hat er sich im Gegensatz zu den Delfinen nicht so nah an unser schwimmendes Zuhause herangetraut, so dass wir nicht genau identifizieren konnten, um welche Art es sich handelt. Aber er ist, wenn auch in sicherer Entfernung, mehrere Minuten neben uns hergeschwommen und so konnten wir, während er dreimal auftauchte, seinen Kopf und die Wasserfontäne bestaunen, die er beim Atmen ausstieß. Sehr beeindruckend!

Menu