Warum heißt die Thor eigentlich Thor?

claraDatum: Sonntag, der 16.11.2014
Mittagsposition: Hafen von Santa Cruz de Tenerife
Autorin: Clara

Bei vielen Schiffen weiß man ja warum sie so heißen, wie sie heißen – zum Beispiel bei der ‚Queen Elizabeth‘ oder bei der ‚Alexander von Humboldt‘. Aber warum trägt unser Schiff den Namen des norwegischen Forschers Thor Heyerdahl?
Das haben wir, die 34 Schülerinnen und Schüler des Traditionsseglers, uns auch gefragt und sind deshalb in Begleitung von Detlef und noch einigen Lehrern ins ‚Piramides de Güimar‘-Museum gefahren. Dort wurden wir, anlässlich des 100. Geburtstag von Thor Heyerdahl, von der Leiterin des Museums und dem Bürgermeister von Güimar begrüßt. Anschließend hat uns unsere Schüler-Expertin Lena etwas über Thor Heyerdahls Leben und seine Expeditionen erzählt – wie er gelebt hat und wie ihn das Fieber seiner Reisen gepackt hat.

Er war zwar kein großer Segler, aber Neues zu entdecken und zu erforschen, das war sein Leben. Insgesamt hat er vier große Expeditionen gemacht. ‚Kon-Tiki‘, ‚Ra 1‘, ‚Ra 2‘ und zu guter Letzt ‚Tigris‘. Diese Reisen hat er unternommen, um etwas zu beweisen. Zum Beispiel wollte er belegen, dass Polynesien nicht, wie von anderen Forschern und Wissenschaftlern vermutet, aus dem Westen, sondern aus dem Osten besiedelt wurde. Er hatte ein enormes Durchhaltevermögen und wenn er sich etwas vorgenommen hat, dann hat er das auch durchgezogen, koste es was es wolle. Wie sich herausgestellt hat, hatte er mit seinen Vermutungen auch fast immer Recht.

Im Anschluss an das Referat hat uns eine Museumsangestellte herumgeführt. Aber wir hatten das Glück, Detlef dabei zu haben, da er selbst bei der ‚Tigris-Expedition‘ mitgefahren ist und dann seine Erfahrungen mit uns geteilt hat. Wir hatten sozusagen ‚Insider-Wissen‘. Er hat uns Geschichten über die vielen Bilder erzählt, die dort ausgestellt waren. Das war echt spannend. Überall war es mucksmäuschenstill, weil alle unbedingt zuhören wollten, was unser Kapitän über seine spannende Zeit auf der Tigris mit den anderen 9 Forschern aus insgesamt 9 Nationen zu erzählen hatte. Z.B. die vielen kleinen, ausgefeilten Tricks und Tipps der Seefahrer, um möglichst viele Dinge auf möglichst kleinem Platz zu verstauen und für so lange Zeit auf engstem Raum zu leben. Jeder im Museum wäre neidisch gewesen, hätte er gewusst, dass wir jemanden wie Detlef dabei haben. Außerdem hat er uns erzählt, wie ganz alltägliche Dinge zu echten Herausforderungen werden, z. B. das Wasser. Wenn wir Zuhause kochen wollen, drehen wir den Hahn auf und lassen so viel Wasser in den Topf, wie wir brauchen. Auf so einem Schiff geht das nicht, da man nicht unbegrenzt Wasser zur Verfügung hat. Also musste auch das Seewasser zum Kochen und Duschen herhalten. Ein richtiges Klo gab es zwar nicht, aber ein Plumpsklo tat es auch.

Am Ende unseres Museumsbesuches hat er uns noch etwas über die Pyramiden erzählt, die Thor Heyerdahl in Güimar entdeckt hat. Frühere Forscher dachten, es seien einfach nur irgendwelche Steinhaufen, die die Bauern bei der Arbeit aufgeworfen haben, doch Heyerdahl glaubte das nicht und wie so oft hatte er auch hier mal wieder Recht. Nach langen Recherchen fand er heraus, dass es nicht nur in Güimar diese Pyramiden gibt, sondern auch in Mexiko oder Peru. Das war dann der entscheidende Knackpunkt. Für Thor Heyerdahl stand nun fest, dass die Pyramiden einen Sinn haben und nicht nur irgendwelche Steinhaufen sind. Später hat er dann herausgefunden, dass immer zur Winter- und zur Sommersonnenwende die Sonne in einem so perfekten Winkel auf die Gebilde fällt, dass sie genau in der Mitte der großen Steinhaufen unter geht. Dieses Phänomen kann man natürlich heute noch bewundern. Jedes Jahr gibt es mehrere hundert staunende Zuschauer.

Nach der Exkursion ins Museum fuhren wir zurück zum Liegeplatz der „S/S Thor Heyerdahl“. Aber auf unserem Tagesplan stand noch ein großer Punkt an: der Besuch von Jaqueline Heyerdahl, der letzten Frau von Thor Heyerdahl. Wir haben mit ihr und mit den Schülern der deutschen Schule, die uns an diesem Abend auch besucht haben, eine kleine ‚Spritztour‘ gemacht. Es war eine große Ehre für uns, sie an Bord zu haben. Ich glaube, jeder ist nun zehn Mal stolzer, auf diesem Schiff mitfahren zu dürfen und genießt es in vollen Zügen. Ein weiterer Tag mit vielen neuen Erfahrungen geht nun zu Ende.

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