Lasst die Schüler übernehmen!

milanDatum: Dienstag, der 09.12.2014
Mittagsposition: 12°39,8′ N; 056°11,8′ W
Etmal: 123 sm
Wetter: Lufttemperatur: 29,5° C, Wassertemperatur: 28° C, Wind: ENE 4
Autor: Milan

Auf der KUS-Reise gibt es drei Schiffsübergaben, bei der die Schüler die Thor Heyerdahl und alle Positionen für mehrere Tage übernehmen. Alles beginnt mit einer Stellenausschreibung der Thor Heyerdahl gGmbH und der Uni. Dann kommt das Überlegen – will ich Bootsmann werden oder Wachführer oder doch sogar Steuermann oder Kapitän? Oder warte ich noch bis zur nächsten Schiffsübergabe, um mich noch ein bisschen besser vorzubereiten? Manche wussten sofort, für welche Stelle sie sich bewerben wollen, ich gehörte jedoch zu denen, die ziemlich lange überlegten. Dann war der vielleicht schwierigste Teil geschafft. Aber wie bekommt man eigentlich seine Position?
Man muss wie überall eine Bewerbung schreiben. Diese gab es in allen möglichen Versionen. Es gab sehr formelle Bewerbungen, aber auch ausgefallene bis hin zu zwei Seiten langen Gedichten oder einer Bewerbungsmappe aus Holz. Insgesamt gab es 25 Bewerbungen, die bei der Schiffsleitung eingingen und ausgiebig vom Stamm diskutiert wurden. Für uns hieß es in der Zeit warten und hoffen. Außerdem bereiteten wir uns auf die Positionen der Bewerbung vor. Die Steuermänner und der Kapitän kümmerten sich z. B. um die Beschickung und die Wachführer wiederholten die Lichterführung und gingen die Segelmanöver durch.
Nach dem Mittagessen gab es eine Schiffsversammlung und wir Schüler wurden vom Warten erlöst. Nachdem wir erfahren hatten, welche Position wer übernimmt, wobei es natürlich Enttäuschungen, aber auch viel Freude gab, bekamen wir eine Liste mit Aufgaben, die bis zur Übergabe des Schiffes erledigt werden mussten. Vor allem für die Schiffsleitung gab es viel zu tun. Der Schülerkapitän Bene und die Steuerfrauen Ina und Teresa mussten Berechnungen anstellen, einen Ankerplatz heraussuchen und einen Teil der Route planen. Die Projektleitung, Daniela und Tobi, hatte auch sehr viel zu tun, da sie jede Menge Pläne erstellen musste – Backschaftsplan, Wachplan, Beauftragungsplan usw.
Dann kam der große Augenblick, als Detlef Bene und Ruth Daniela die Hände schüttelten und das Schiff uns gehörte – fast jedenfalls. Nun zog die Wache unter der Leitung von Schülern auf und es war anfangs ein sehr ungewohntes Gefühl, den Stamm nur im Hintergrund zu sehen. Mal gab es ein Lachen, mal ein Stirnrunzeln, aber das war es dann schon.
Nun ging es an die Arbeit. Die Schiffsleitung war für die Organisation und Navigation zuständig. Die vier Wachführer, von denen ich einer war, und ihre Copis hatten Ihre Wachen, waren für den seglerischen Teil zuständig und kümmerten sich z. B. auch um das Reinschiff.
Dann gab es noch unsere Maschinistin Sarah, die Bootsmänner, die Proviantmeister Elli und Charlotte und den Plätzchenbäcker Samu. Unsere Maschinistin war für die Stromversorgung und die Maschine zuständig, die Bootsmänner mussten sich um den Abbau des Pools und der Lee-Segel kümmern und die Proviantmeister kümmerten sich um die Backschaft und den Proviant. Der Plätzchenbäcker war für das Backen von Plätzchen bei 28° C zuständig. Außerdem gab es noch Svetlana, unsere außergewöhnliche ukrainische Toilettenreinigungskraft, die für die Hygiene in den Toiletten zuständig war, das Abziehen in den Duschen kontrollierte und ihren Gewinn spendete.
Alle Schüler meisterten ihre Aufgabe sehr gut und die Thor kam rechtzeitig und unbeschädigt in der Karibik an. Dort wurde sie wieder der „echten“ Schiffsleitung zurückübergeben.
Für uns war die Schiffsübergabe etwas sehr Besonderes und Außergewöhnliches. Als wir das Schiff übernahmen, hatten wir plötzlich alle Entscheidungen und damit auch die Verantwortung in der Hand, was zwar anstrengend war, aber sehr viel Spaß machte. Während der Schiffsübergabe fielen mir noch mehrere Aufgaben als Wachführer auf, die ich vorher noch nicht realisiert hatte. Aber auch diese neuen Aufgaben meisterten wir gut und lernten dabei sehr viel dazu. Insgesamt machte mir die Schiffsübergabe sehr viel Spaß, bot eine tolle Herausforderung und hätte auch noch länger dauern können.

PS: Alles Gute zum Geburtstag an meine Schwester Tamina!

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