Laa-lee-luu, nur der Mann im Mond schaut zu…

leilaDatum: Mittwoch, der 18.03.2015
Mittagsposition: 35° 54,6′ N; 044° 06,7′ W
Etmal: 127 sm
Wetter: Lufttemperatur: 20° C, Wassertemperatur: 20°C, Wind: SW4
Autorin: Leila

Stellt man in den letzten Tagen morgens beim Frühstück die Frage: „Na? Gut geschlafen?“, dann erhält man grundsätzlich nur ein schlechtgelauntes Grummeln als Antwort. Der Seegang der letzten Nächte raubt uns allen den Schlaf und auf der Thor werden bereits die besten Tipps und Tricks für einen halbwegs ruhigen Schlaf verbreitet.
Jeder hat dazu seine eigene Methode und jede ist natürlich die beste, doch alle haben eins gemeinsam, denn es geht darum, sich in seiner Koje möglichst mit vielen Gegenständen, Kissen oder den kreativsten Verrenkungen so einzukeilen, dass man nicht bei jeder Welle einen halben Meter durch die Gegend rutscht. Es wurde auch die hitzige Diskussion aus der Zeit, als wir in der Biskaya segelten, wieder aufgenommen ob man in Quer- oder Steuerbord- oder Backbordkojen schlechter schläft. Den Streit der Quer- und Längskojen führen wir jedes mal, wenn der Seegang auch nur ein kleines bisschen stärker wird und noch nie kam es zu einer Einigung. Wir werden diese Diskussion vermutlich bis zum Einlaufen in Kiel nicht beilegen. In den Querkojen fühlt man sich als wäre man auf die Mitte einer Wippe geschnallt und schaukelt nun von oben nach unten. In den Längskojen jedoch ist die Gefahr, seine Decke zu verlieren oder hinauszufallen um einiges größer. Bei diesem Streit ist jeder davon überzeugt, am Schlechtesten dran zu sein.

Jeder hat mit der Dünung zu kämpfen und berichtet am Morgen von den Erlebnissen und Abenteuern der letzten Nacht. Sei es ein spektakulärer Sturz aus der oberen Koje (wobei niemand gedacht hätte, dass das überhaupt möglich ist, doch Samu belehrte uns eines Besseren), den Kampf mit der Bettdecke, die mindestens ein mal pro Nacht Richtung Boden aus der Koje flieht oder die Ruhestörung durch ein, von einer Welle ausgeräumtes Fach, dessen Inhalt dann solange geräuschvoll durch die Kammer rollt, bis sich endlich jemand erbarmt und das Ganze an seinen angestammten Platz zurück stopft.

Wir klemmen mittlerweile unsere Ordner oder Klemmbretter oder spannen Spanngurte vor die Fächer, um zu verhindern, dass es sie ungewollt durch die Schiffsbewegungen leerräumt. Auch ein sehr nerviges Anliegen sind die Unterkojen. Sobald sich darin etwas lockert, hat man die ganze Nacht seinen Spaß damit. In meiner Unterkoje war es in den letzten Nächte eine Konservendose Sauerkirschen. Jede Nacht klappert es von Wand zu Wand und wenn man direkt darüber liegt, bekommt man kaum ein Auge zu, doch bevor man sich dazu aufzurafft, mitten in der Nacht aufzustehen und die Dosen neu anzuordnen, ignoriert man es lieber. Man nimmt sich vor, das Problem sofort am nächsten Morgen zu beheben. Das Problem ist nur, dass man das Unterkojen-Problem über den Tag meist vergisst und sich erst wieder daran erinnert, wenn man wieder in der Koje liegt. Meine Rettung waren Teresa und Elli, die mich von den Sauerkirschen befreiten, als sie sie zum Backen aus meiner Unterkoje holten.

Der Schlafmangel ist jedoch häufig einfach dadurch geschuldet, dass man sich in der Koje durch die Schiffsbewegung ständig von links nach rechts rollt. Auch dagegen hat jeder seine eigene Methode entwickelt. Die meisten klemmen sich zum Schlafen zwischen Kissen, Decke und Wand ein, sodass einfach keinerlei Bewegung mehr möglich ist. Einige wenige haben eine Technik entwickelt, auf den siebzig Zentimeter breiten Matratzen quer zu schlafen. Das scheint zwar etwas unbequem, doch man schläft deutlich besser, als man denkt. Als eine sehr praktische Möglichkeit, um den Stillstand im Bett zu erreichen, hat sich das „Ich-klemme-alles-unter-meine-Matratze-was-ich-finde“-Prinzip entpuppt. Die Sache ist ganz einfach: Man klemmt das Sperrigste, was man hat, unter die Matratze, sodass sie auf der einen Seite angehoben wird und das Hinausfallen beinahe unmöglich ist.

Doch trotz des mangelnden Schlafes hat jeder seine gute Laune beibehalten, denn nur so kann man gegen den nervigen Seegang anarbeiten und wir alle hoffen auf weniger Dünung, obwohl die stürmische See auch etwas Einzigartiges und Besonderes hat.

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