Ein Tag auf der Thor

schueler.alenaDatum: Freitag, der 13.11.2015
Mittagsposition: 33°33,5′ N; 013°15,2′ W
Etmal: 123 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22° C, Wassertemperatur: 21,5°C, Wind: ESE3
Autorin: Alena

„Hier sind die Backbordbrassen von der Breitfock, von der Mars und von der Bram. Das ist die Backborddirk vom Großsegel….“ Ein paar Minuten später: ,,DELFIIINEE!!!“ Nach einem kurzen Moment der Stille ertönte ein Trampeln von allen, die aufgeregt an Deck rannten, um die „Delfine an Steuerbord“ zu bestaunen. Das wars‘ dann wohl mit dem Ausschlafen. Gestern Abend lag ich noch bis um halb elf mit Emilia, Moritz und Julius auf dem Deckshaus, wo wir den wunderschönen Sternenhimmel bewundert haben. Um elf begann meine Nachtwache, neben den routinemäßigen Aufgaben, wie Ausguck, Ruder gehen, Sicherheits- und Maschinenronden, Position und Wetter, hat Nadine uns Legenden über Sternbilder vorgelesen.

Als ich um halb drei dann endlich im Bett lag, habe ich mich spontan dazu entschieden, das Frühstück am nächsten Morgen ausfallen zu lassen, um etwas Schlaf nachzuholen. Doch an Bord der Thor Heyerdahl herrschte schon reger Betrieb. Es wurden schon fleißig Tampenrunden gegangen/gelaufen, um sich für den anstehenden ,,Tampenwettbewerb“ vorzubereiten. 111 Tampen haben wir auf unserem Dreimast-Toppsegelschoner. Für diese müssen wir sowohl den Belegplan als auch deren Funktionen auswendig können. Im Wettbewerb geht es darum, die Tampen möglichst schnell, im Rahmen einer Tampenrunde zu benennen. Das erfordert viel Übung und Konzentration, denn auf falsche Angaben oder Versprecher gibt es Fehlerpunkte, die dann zur Endzeit hinzugefügt werden. Bei manchen Tampen wie zum Beispiel den ,,Steuerbordgroßstengestagschotblockbeiholer oder Steuerbordgroßstengestagschotblockholepunktversetzer“, eine ganz schöne Herausforderung.

Mein schlechtes Gewissen trieb mich aus meiner gemütlichen Koje. Glücklicherweise gab es noch etwas vom Frühstück, ich habe sogar mehr als sonst von dem frischen Obstsalat bekommen. Danach bin ich dann auch eine Tampenrunde gegangen. Naja, ich habe sie zumindest begonnen. Ziemlich weit bin ich nicht gekommen. Um 10 Uhr hatten wir nämlich Projektetreffen, in denen wir unsere nachfolgenden Präsentationen vorbereitet haben. Jede Projektgruppe hat sich den anderen vorgestellt und Ideen und Ziele erläutert. Um halb elf hat sich meine Wache dann zur Wachübergabe auf dem Achterdeck versammelt. Zwischenzeitlich hatte ich meine lange Hose und meinen Pulli in kurze Hose und T-Shirt gewechselt. So langsam sind alle wieder in Sommerstimmung, während zuhause der Winter erst noch beginnt, haben wir unseren kurzen Winter schon hinter uns und freuen uns schon auf Weihnachten in der Karibik.
Pünktlich um zwölf Uhr, nachdem das Typhon und die Schiffsglocke ertönten, klingelte die Glocke zum Mittagessen. Große Begeisterung gab es, als die Backschaft verkündete, dass es 9 kg Nudeln mit Pesto und einen frischen Salat mit Tomaten, Feta und Oliven gäbe. Nach dem guten Mittagessen widmeten wir uns wieder unseren Aufgaben der Wache. Bei schönem Wetter und Sonnenschein vergingen die drei Stunden Wache auch ziemlich schnell.

Weniger schnell verging dann das darauf folgende ‚Reinschiff‘ im Bereich Sanitär. Unsere, Wachprinzessin des Tages, jetzt Kloprinzessin teilte uns die Aufgaben zu. Da ich gestern schon die Glocken machen musste, durfte ich heute die Wände putzen, das war wesentlich angenehmer… Damit waren wir bis um viertel vor drei beschäftigt. In der Zeit, die ich noch bis zum Kaffee hatte, habe ich meine Wäsche sortiert und wieder ordentlich in meine Fächer einsortiert. Nach dem Kaffee hatten wir eine kurze Pause. Dann versammelten wir uns auf dem Vorschiff zur Freiarbeit, in der wir noch einmal etwas Segeltheorie gemacht haben. Heute ging es um Manöver und die Stellung der Segel zum Wind. Zur Krönung des Tages habe ich meine Hängematte ausgepackt und sie zwischen dem Generatorenschot und den Wanten gespannt, um dort den Sonnenuntergang zu genießen.

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