Der erste Tag wieder auf See

schueler.amelieDatum: Samstag, der 21.11.2015
Mittagsposition: 26° 23,3′ N; 017° 17,6′ W
Etmal: 144 sm
Wetter: Lufttemperatur: 24° C, Wassertemperatur: 23°C, Wind: ENE 5-6
AutorIn: Amelie

Anscheinend ist Neptun der Ansicht, wir hätten den Seegang vermisst und er müsse die Zeit, die wir in Ruhe im Hafen von Santa Cruz de Tenerife verbracht haben, nun nachholen, indem er sich mächtig ins Zeug legt und Mörderwellen erzeugt. Falsch gedacht! Zwar ruft das Tassenklirren in der Messe, das Mastknarzen im Gang und die ständige Gefahr, dass etwas herunterfällt schon gewisse heimische Gefühle in uns hervor, dennoch wären einige unter uns jetzt schon, also nach dem ersten Tag der Atlantiküberquerung, über ein paar Minuten ohne Schwanken ganz froh, da mit dem Seegang leider auch die Seekrankheit zurückgekehrt ist. Abermals liegen einige von uns erschöpft auf den Backskisten (das sind mehrere Holzkisten mit Stauraum an Steuerbord und Backbord) und erhalten nun mal wieder die Gelegenheit zu erfahren, was so alles in ihnen steckt. Man muss jedoch dazu sagen, dass diejenigen, die auf der letzten Etappe sehr stark mit der Seekrankheit zu kämpfen hatten, inzwischen glücklicherweise schon ein wenig abgehärtet sind. Dann gibt es natürlich auch noch diejenigen, die sich weder auf der Etappe Kiel-Teneriffa, noch jetzt in irgendeiner Weise schlecht fühlen. Allerdings gibt es Momente, beispielsweise, wenn das Klo verstopft ist, in denen jedem von uns übel wird. So war es auch gestern. Anlässlich dieses nicht allzu selten eintreffenden Ereignisses, habe ich die Zeit, die ich auf Wache im Ausguck verbracht habe sinnvoll genutzt und ein passendes Gedicht geschrieben:
Symphonie der Verstopfung

Normalerweise beim Erwachen
Gibt es eine Phase,
Diese kennt wohl jeder,
Wenn dir drückt die Blase.

Flink die Schuhe angezogen,
Und raus aus dem Bett
Das war ungelogen
Wirklich nicht so nett.

Außer Atem kommst du an,
Willst die Tür aufreißen,
Nur um festzustellen,
Du musst die Zähn‘ zambeißen.

Alle Klos sind besetzt,
Doch du musst noch warten,
Bis du dich hingesetzt,
Und dein G’schäft kann starten…

Endlich ist’s soweit,
Der Druck hat nachgelassen,
Nur noch spülen gescheit:
Du kannst es nicht fassen.

Die Brühe steht,
Und fließt nicht ab.
Nichts mehr geht,
Die Zeit ist knapp.

Um schnell zur Tat zu schreiten,
Die Verstopfung zu bekämpfen,
Lasset die Kloaken weiten.
Schluss ist’s mit den Dämpfen.

Damit zum Schluss das Klo
Befreit ist von dem Pfropfen
Muss man fleißig pümpeln
Und mit der „Bazooka“ stopfen.

Doch dabei wird’s ekelhaft.
Es sprudelt und es spritzt;
Die Bazooka bis zum Schaft.
Nur gut, dass man sitzt.

Die Wolke einen fast erstickend,
Sitzt man da und denkt sich:
„Dies ist wahrlich nicht erquickend,
Nein, nichts für mich!“

Und die Moral von der Geschicht:
… das Rohr nicht dicht!

Heute wurden wir jedoch glücklicherweise von diesem Ereignis verschont. Es war ein Samstag wie jeder andere auch. Pünktlich um 13:00 begann das allsamstägliche Großreinschiff und alle verschiedenen Bereiche der Thor Heyerdahl wurden wachweise gründlich geschrubbt und geputzt. Um alles zu kontrollieren, ging der Schiffsrat inklusive Detlef durch das gesamte Schiff und prüfte alles auf Sauberkeit. Zur Belohnung des Tages gab es um 16:30 einen Moment der Entspannung und wir konnten das traditionell anstehende „Besanschot An“ in vollen Zügen genießen. Die Backschaft hatte zur Feier des Tages (Sophies Geburtstag) noch einen leckeren Kuchen zubereitet und die Thor Würmer (Das Musikprojekt) und ein paar Freiwillige haben noch ein passendes Lied umgedichtet, so dass die Stimmung an Bord wieder ausgezeichnet war. Der Rest des Tages ging dann für mich eigentlich ziemlich schnell zu Ende. Nach dem leckeren Nudelauflauf, den es um 19:00 Uhr gab, bin ich ziemlich schnell in meiner Koje verschwunden, um noch ein paar Stunden Schlaf zu tanken, bevor ich dann wieder um halb elf geweckt werde mit den Worten: „Guten Morgen Amelie, es ist halb elf, du hast in einer halben Stunde Wache. Der Mond scheint hell heut Nacht, es hat 22°C, trotzdem wäre eine Jacke nicht schlecht. Nicht wieder einschlafen!!!“

PS: Alles liebe zum Geburtstag Mama, ich hoffe du hattest einen schönen Tag. Hab dich ganz doll lieb – Deine Amelie

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