Das Meer – immer gleich, aber doch so verschieden

Schülerin Manuela Datum: Donnerstag, der 25.01.2017
Mittagsposition: 16°54,6′ N; 081°15,6′ W
Etmal: 100 sm
Wetter: Lufttemperatur: 16,5° C, Wassertemperatur: 27°C, Wind: NE 3
Autorin: Manuela

Wir sind jetzt schon über drei Monate an Bord. Wir haben viel gesehen, viel erlebt, immer wieder mit verschiedenen Menschen kommuniziert, aber was uns am längsten begleitet hat, ist das Meer.
In jeder Wache schaut man sich es mindestens eine Stunde im Ausguck an und so merkwürdig es auch klingt: Es ist immer gleich und doch ganz anders. Es ist vielseitig. Seine Farbe wechselt stetig mit jeder Stunde, in jedem Land und bei jedem Wetter.

Mal ist es zum Beispiel dunkel mit vielen großen Schaumkronen, langen Wellen und Schaumteppichen, die sich nach jeder der großen Wellen bildet. Es sieht bedrohlich aus und man beugt sich lieber nicht zu weit über die Reling. Es schäumt und klatscht gegen den Bug, dass es nur so spritzt und alle von oben bis unten nass werden.

Mal ist es auch spiegelglatt, so als wäre noch nie Wind da gewesen und als würde es ihn auch nie geben. Es ist schon erschreckend, wie leise und friedlich es sein kann. Wie das Schiff dann mit dem Bug durch eine glatte Oberfläche schneidet. Ganz schnell, gerade, ohne irgendwelche Auswirkungen zu verursachen. Es fängt jede Person an Bord wie ein Zauber ein und hält sie gefangen.
Dann gibt es aber auch die Tage, an denen das Meer macht, was es will. Es ist ein Mischmasch aus den oben geschilderten zwei Extremen.

Der „Normalfall“ bei Windstärke 3. Die Wellen sind nicht besonders hoch und haben kleine weißen Schaumkronen, der Wind streicht bestimmt, aber gleichzeitig auch sanft über das Wasser. Es ist, als harmonierten die beiden perfekt zusammen. Wind und Wellen lassen das Seeleben aufregend und erlebnisreich wirken. Das ist das Meer, welches wir kennen. Es ist unser Zuhause.

Verglichen mit unserem alten Blick auf unsere Umwelt, auf Straßen, Bäume und Autos vor der Tür, ist es ein Bild der Freiheit.

Doch mit der Zeit verliert man den Blick für die Schönheit des Meeres. Man hat sich daran gewöhnt, ist nicht mehr fasziniert von dem großen, unendlich wirkenden „Lebewesen“ mit all seinen Launen vor der „Haustür“. Man ist gelegentlich gelangweilt, manchmal schon genervt von den nassen Füße, die davor noch angenehm kühlend waren. Man will nicht mehr überall Rutschdeckchen sehen.
Das ist der Moment, in dem man sich hinsetzen sollte. Ruhig und entspannt in eine verwinkelte Ecke, vielleicht auf die Back bei den Festmacherleinen und sich einfach nur das Meer angucken. Zuerst ist es langweilig, man denkt: „Genau das sehe ich doch sowieso schon die ganze Zeit.“

Doch das ist es nicht. Mit der Zeit gewinnt man wieder den Blick für die Schönheit und die kalte Eleganz des Meeres. Plötzlich sehen die Wellen nicht mehr wie stumpfe Wellen aus, sondern wie stolze, große Tiere, die sich immer wieder überbieten wollen, eine kurze Verschnaufpause einlegen und dann den Wettkampf wieder aufnehmen.

Das Meer ist vielseitig und das sollte man nie vergessen.

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