Eiersuche auf Thor

Schülerin Hannah

von Hannah

Wie auch schon Weihnachten wurde gestern entschieden, das Osterfest zu verschieben. Diesmal war es aber wegen eines Kommunikationsfehlers und nicht wegen des Wetters. Die Backschaft und auch Marie und ich als Proviantmeister hatten deswegen allerlei zu tun, das ganze Essen auf heute zu verschieben. Das besondere Osterfrühstück gab es aber gestern schon, deswegen hatten wir nach einem ganz normalen Frühstück erst mal frei. Auf der Tafel in der Messe war zu lesen, dass heute kein Reinschiff stattfand (um den reinschiff-freien Sonntag nachzuholen) und es im Laufe des Tages eine große Osternester-Such-Aktion geben würde.

Um zehn Uhr morgens ging Kathi, unsere Schüler-Projektleitung und Osternest-Komitee-Beauftragte, mit der Glocke und der Ansage, dass alle aufs Hauptdeck kommen sollen, durch das Schiff. Auf dem sonnigen, aber auch wirklich sehr kalten Hauptdeck wurde uns mitgeteilt, dass sie für jeden von uns ein Osternest zusammengestellt hatte.

Der Inhalt der Nester kam aus einem riesigen Paket unserer Eltern, das Jona auf den Azoren zugeschickt bekommen hatte. An dieser Stelle vielen lieben Dank an alle Eltern!

Kathi hat sich beim Basteln der Nester wirklich sehr viel Mühe gegeben und hatte sie zum Glück nur unter Deck versteckt. So konnten alle ihre Osternester im Warmen suchen gehen. Überall waren sehr viele KuSis beim Suchen zu sehen. Einige hatten bereits angefangen, in den verwinkelten Ecken zu suchen oder jede Bilge der Last aufzumachen, bis Kathi uns erzählte, dass sie die Nester gar nicht so kompliziert versteckt hatte. Einige haben trotzdem sehr lange gebraucht und teilweise schon verzweifelt gefragt, ob jemand anderes ihr Nest irgendwo gesehen hätte. Mein Nest habe ich unter dem Tisch im Salon gefunden.

Aber so aktiv, wie man uns bei der Osternestersuche beobachten konnte, sind wir derzeit nur selten. Draußen wird es gefühlt mit jeder Seemeile kälter und Kälte macht ja für gewöhnlich müde. Auf der Thor sind daher alle noch müder als normalerweise und man hat das Gefühl, das ganze Schiff befindet sich in einem Dauerschlaf. Man trifft in der Messe fast nie jemanden an, weil alle in den Schlafsack gekuschelt in ihrer Koje liegen. So habe auch ich heute die meiste Zeit des Tages geschlafen. Wahrscheinlich werden wir unsere kleinen, gemütlichen Kammern sehr vermissen -die Kälte dagegen eher weniger.

In der Wache abends wurde es dann aber auch nochmal spannend. Mal abgesehen davon, dass man sich nicht ohne mindestens vier Kleidungsschichten auf das Achterdeck begeben konnte, hatten wir zudem noch eisigen Gegenwind aus Nordost. Das hatte zur Folge, dass uns das Rudergehen ziemlich auf die Probe stellte: Es war fast unmöglich, den Kurs zu halten, vor allem weil sowohl Joe, unser Schüler-Steuermann, als auch Josef, der Schiffsübergabe-Kapitän, immer wieder vorbeischauten und versuchten, uns zu motivieren und aufzuheitern, obwohl wir uns immer untalentierter fühlten.

Abends saß ich dann noch mit Joe und Marie in der Bibliothek und wir schauten uns Fotos dieser Reise an. Es ist wirklich verblüffend, wie viel doch passiert ist und was wir alle zusammen erlebt haben. Bei so manchem Bild wurde sehnsüchtig geseufzt, bei anderen brachen wir aber auch in Lachen aus. Auf einigen Bildern konnten wir auch sehen, wie sehr wir uns doch verändert haben… Ob unsere Familien und Freunde das wohl auch so sehen werden?

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