Die Navi

Leon

Besonders während der zweiten Schiffsübergabe wurde mir erst richtig bewusst, wie wichtig der Navigationsraum, „die Navigation“ oder unter uns Schüler/innen nur „Navi“, für unser sicheres Vorankommen ist, da die Benutzung der meisten Geräte der Schiffsführung vorbehalten ist und die Schiffsübergabe eine Ausnahme dafür darstellt. Und da ich mich schon vor der Reise sehr für die Navi interessierte, doch auf der KUS-Webseite nicht wirklich Informationen dazu fand, hier eine kleine, sehr auf das Wesentliche beschränkte Einführung für alle zukünftigen KUSis, Daheimgebliebenen und Interessierten.

Der Navigationsraum befindet sich direkt am Niedergang unter dem Achterdeck und ist so schnellstmöglich von der Fahrwache erreichbar. Zudem ist er im Achterschiff in direkter Nähe des Kapitäns/der Kapitänin und der Steuerleute. An der Vorderseite bekommt man durch zwei große Bulleyes Tageslicht und einen Blick auf das Hauptdeck.

Beim Betreten sind auf der linken Seite (Backbord) viele Aushänge mit Informationen und Sicherheitsauflagen sowie die Brandmeldeanlage zu finden. Darüber befindet sich ein Barometer zum stündlichen Eintragen des Luftdrucks und zwei Uhren. Eine der Uhren ist immer auf die aktuelle Bordzeit, also auf die Zeitzone, in der das Schiff ist, gestellt. Die andere zeigt UTC (Universal Time Coordinated). Weiter vorne, auf der linken Seite ist die Computerecke zum Empfangen von Nachrichten, Wetter und allgemein wichtige Informationen sowie zum Versenden von Wetterberichten und vor allem unserer Blogeinträge.

Gegenüber des Computers befindet sich auf der linken Seite ebenfalls ein Grenz- und Kurzwellenfunkgerät, über welches wir die Daten für unsere Wetterkarten sowie ein minütliches Zeitsignal zum Stellen unserer Uhren empfangen können. In direkter Nähe dazu befinden sich zwei Ultrakurzwellen-Funkgeräte, die zur normalen Kommunikation zwischen Schiffen, die nur bis zu einigen Seemeilen voneinander entfernt sind, und für unsere Dinghis verwendet werden. Auch Notrufe können hier abgegeben werden. Darunter sind zwei INMARSAT-Computer, über die wir per Satellit einen Notruf senden und Warnungen über beispielsweise Eisberge im Meer, Piraten oder Seenotmeldungen empfangen können. Dabei sind die Meldungen auf das Wesentliche beschränkt und meistens sehr kurz.

Rechts daneben, also im „Zentrum“ der Navi ist ein großer Schreibtisch mit Schubladen für das Logbuch und Seekarten. Eine Übersichtskarte des aktuellen Reiseabschnitts liegt stets auf dem Schreibtisch, damit die Position stündlich eingetragen werden kann. Darüber sind das NAVTEX und das GPS verbaut. Über das NAVTEX empfangen wir schriftliche Wetterdaten, jeweils zu den aktuellen Gebieten. Diese dienen zur Ergänzung der grafischen Wetterkarten und zur genaueren Wettervorhersage. Das GPS, Global Positioning System, bestimmt die Position, sowie dadurch Geschwindigkeit und Kurs über Grund. Rechts auf dem Schreibtisch ist der Bildschirm des Radars verbaut, welches während unserer Reise allerdings so gut wie nie verwendet wurde.

Darüber befindet sich an der Wand das AIS, das Automatic Identification System. Hier werden Distanz und Richtung zu anderen Schiffen mit einem AIS angezeigt. Jedes moderne Handelsschiff, große Yachten und manche Fischer verfügen über ein solches System. Die restlichen Schiffe müssen vom Ausguck der Fahrwache entdeckt und beobachtet werden. Über dem AIS ist schließlich noch die Schalttafel für Signallichter. Je nach Antriebsart (Segel oder Motor) oder bei Manövrierunfähigkeit müssen wir nachts verschiedene Lichter anschalten.

Auf dem Schreibtisch ist auch eines der wichtigsten Geräte: Die elektronische Seekarte. Sie fasst alle Daten von GPS, AIS und elektronischem Kompass zusammen und zeigt diese auf einer Karte an. Auch die geplante Route, Entfernungen, geplante Ankunftszeit sowie unzählige andere Funktionen sind abzulesen. Da diese „Karte“ sehr wichtig für den Fahrbetrieb ist, wurde ein zusätzlicher wetterfester Bildschirm auch auf dem Achterdeck verbaut, um die Informationen jederzeit ablesen zu können.

An der rechten Wand hängen die bereits genannten Wetterkarten, aktuelle Nachrichten und das letzte wichtige Gerät: das Echolot. Es wird vor allem in unbekannten Gebieten und beim Ankern benötigt, um die Wassertiefe unter dem Rumpf zu bestimmen. An der hinteren Wand, also gegenüber des Schreibtisches ist noch ein Regal mit Büchern und mehreren Messinstrumenten des deutschen Wetterdienstes. Besonders während der Schiffsübergabe waren Bücher zur astronomischen Navigation und zu Strömungen gefragt. Aber auch Bücher zu Seefahrtsregeln, Einfahrt in verschiedene Gebiete und Häfen sind neben Fachliteratur zur Funksprache zu finden.

Alle elektronischen Geräte im Navigationsraum sind auf dem neuesten und besten Stand, laufen rund um die Uhr mit Batteriebetrieb und dürfen ohne Einweisung nicht genutzt werden, um jederzeit größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.

Während des normalen Fahrtbetriebs setzt man sich als Schüler/in eher weniger mit den Geräten auseinander, da dies eher die Aufgabe des Kapitäns/ der Kapitänin oder der Steuerleute ist. Doch die Schiffsübergaben sind eine gute Möglichkeit, die Geräte und deren Funktion näher kennen zu lernen und weitestgehend auch zu verstehen, wie das Schiff funktioniert.

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