Querschnitt bei Seegang

Paula

Auf der ersten Etappe haben sich einige von uns Gedanken darüber gemacht, was unsere kleine Thor Heyerdahl auf dem Meer doch für ein seltsames Bild abgeben würde. Damals waren wir mitten auf der Nordsee.

Auf dem Achterdeck tummelten sich unzählige Seekranke, die mit blassen Gesichtern ihr Blicke starr auf den Horizont geheftet hatten. Um für Besserung zu sorgen, liefen die Wasserkocher in der Kombüse auf Hochtouren, um zu gewährleisten, dass immer genug heißes Wasser für Tee oder eine wohltuende Gemüsebrühe bereit war. Die arme Backschaft hatte dabei allerdings weitaus mehr zu tun: Sie war mit Leib und Seele dabei, jegliche Töpfe, oder was sonst so herum flog, vor dem Herunterfallen zu bewahren. Diejenigen, die eine ruhige Minute hatten, genossen ihre freie Zeit durchaus gerne in ihrer Koje mit einem guten Buch, oder einfach mit einem Powernap. Das ganze Schiff lebte zwar, aber dennoch fieberte jeder schon dem ersten Landaufenthalt auf Teneriffa entgegen, wo der Boden nicht schwanken würde.

Jetzt, da wir schon so lange Zeit unterwegs sind und das Leben auf See für uns jetzt schon gewissermaßen alltäglich ist, sähe so ein Querschnitt schon etwas anders aus:

Heute stehen Kira, Arne Felix und Caro in der mit einem Strecktau versehenen Kombüse und haben schon längst die nötigen Handgriffe zur Sicherung der Küchenutensilien für einen reibungslosen Ablauf in der Backschaft drauf.

Zum Frühstück, um halb acht, schlurft dann eine noch etwas verschlafene Unterrichtsgruppe B in die Messe, diesen Schüler/innen steht heute ein weiterer Schultag bevor. An die Antirutschdecken, die auf den Tischen in der Messe ausliegen, haben wir uns längst gewöhnt. Was jetzt noch echt nicht schlecht wäre, das wäre eine weitere Rutschdecke auf den Bänken, die dann eine ähnliche Funktion wie Stoppersocken hätte, damit wir nicht mehr bei jeder Welle hin und her rutschen und die armen Sitznachbarn, in diesem Fall Bene, Julia, Tilli und Marlene, zerquetschen, wenn uns eine große Welle mal wieder ganz auf die Steuerbordseite drückt.

Während wir nun alle (mehr oder weniger) gebannt an Ferdis Lippen hängen, um seinem Matheunterricht zu folgen, wird um 11.00 Uhr die Wache 4 von Wache 1 abgelöst und deren enthusiastisches „Gode Wacht“ tönt durch das ganze Schiff. Das heißt auch, dass diejenigen, die heute keinen Unterricht haben, gerade ihre Freiarbeitszeit in der Bibliothek verbringen, um sich zum Beispiel auf den bevorstehenden Chemie-Test vorzubereiten.

In der Last werkeln zeitgleich Malibu und Kim zusammen mit Nick bei ihrem Bootsmannspraktikum und lernen so einen weiteren Bereich auf unserem Schiff näher kennen. „Obwohl man nun schon so lange Zeit hier ist, kann man immer wieder etwas dazu lernen“, meint auch Maura, die gerade ein Maschinenpraktikum absolviert, zu mir, als um 12.00 Uhr nach dem Ertönen der Glocke sich alle zum Mittagessen in der Messe versammeln.

Der Tag verläuft ohne besondere Vorkommnisse, bis sich zum Abendessen die ganze Messe für ein letztes Mal an diesem Tag füllt und danach jeder beschließt, sich entweder früher oder später in seine schwankende, aber trotzdem sehr gemütliche Koje zu kuscheln.

Was nun auffällt ist ganz klar, dass egal wo man hinsieht, sich eine Menge geändert hat im Vergleich zur ersten Etappe.

Die Schiffsbewegung ist uns mittlerweile so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sich beim Gehen durch die Gänge automatisch mit der Welle bewegt. Sie ist ein Teil unseres täglichen Lebens hier an Bord geworden und wir haben gelernt, unseren Alltag daran anzupassen und unseren täglichen Aufgaben ohne größere Probleme nachzugehen.

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