Seekrankheit und Vögel

Moa

Datum: Montag, 21.10.2019
Mittagsposition:53°49,0‘N/006°16,6‘E
Etmal: 138sm
Wetter: Lufttemperatur:13°, Wassertemperatur:13°, Wind: NE 4
Autor: Moa

Seekrankheit und Vögel – wie diese Sachen zusammenhängen, erfahrt ihr jetzt.

Über die letzten Tage ist eigentlich nur eines zu wissen: Wir waren fast alle seekrank.

Angefangen hat das bei mir Montagmorgen, um genau zu sein, um 4:30 Uhr. Das ist die Zeit, in der Wache 3, also meine Wache, normalerweise geweckt wird. Wache 3 hat von fünf bis acht Uhr Wache, morgens und abends. Wie ich nun denn zu meiner Wache aufstand, wurde mir umso mehr bewusst, dass wir uns auf einem Schiff befinden. Es hat geschwankt. Nicht nur wie auf einer Schaukel, nein. Es hat so sehr in alle Richtungen geschwankt, dass es bei allen mit Beulen, Kopfschmerzen und blauen Flecken geendet hat.

Während der Wache haben wir zwei Rahsegel gesetzt, die Mars und die Breitfock. In jeder Wache muss man bestimmte Abläufe einhalten. Bei diesen handelt es sich zum Beispiel um die Sicherheitsronde, bei der man das gesamte Schiff abläuft und überprüft, dass es nicht brennt, dass kein Wasser im Schiff ist und dass die Oberlichter geöffnet bzw. geschlossen sind. Die Oberlichter sind eine Art Dachfenster in jeder Kammer, um Tageslicht reinzulassen. Bei Regen müssen diese geschlossen werden.

Jetzt aber wirklich zur Seekrankheit und den Vögeln. Mir wurde morgens schlecht, während der Wache, und später hatten wir eine komplette Gruppe von fünf bis sechs Leuten an Deck, die alle seekrank waren und im wahrsten Sinne über der Reling hingen. Es fühlt sich echt unfair an, wenn man sieht, dass manche gar keine Probleme bei Seegang haben und man selber die ganze Zeit zur Reling rennt – und dann auch noch einen Blogeintrag verfassen soll! Man kann auch kein normales Essen zu sich nehmen, sondern nur Brühe oder Zwieback, in der Hoffnung, dass man das bei sich behält. Allerdings wird man bedient und durch das habe ich mich nicht so alleine und verlassen gefühlt.

Generell haben alle „Nichtseekranken“ sich sehr um uns gekümmert und versucht, dass es uns in unserer miserablen Lage so gut wie möglich geht. Ich habe es vermisst normal essen zu können, obwohl ich beim Gedanken an ein Marmeladenbrötchen schon wieder brechen musste. Ich glaube, ich habe an diesem Tag auch kein Frühstück und Abendessen gegessen. Und dehydriert waren wir auch, obwohl uns ständig jeder ermutigt, genügend Tee und Wasser zu trinken.

Da es an Bord nicht viel Neues zu sehen gibt, ist unserer Seekrankengruppe schnell aufgefallen, dass wir fünf Vögel an Bord haben. Irgendjemand hat dann die entsprechend unseres Befindens Vögel „Kotz“, „Würg“, „Brech“, „Spei“, und „Übel“ getauft. Uns taten die armen Vögel leid, aber die Namen wurden schon von allen Schülern übernommen. Wo unsere lieben Vöglein jetzt wohl sind?

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