Wachgedichte

Simon

Datum: Dienstag, 29.10.2019
Wetter: gut
Autor: Simon

So manche Stunde zwischen 11 Uhr Abends und 2 Uhr in der Nacht wird auch für einen Wachführer lange. Insbesondere, wenn meine Wache so gut selbst organisiert ist, dass ich kaum mehr etwas machen muss. Damit neben Salzstangen knabbern und Zwieback naschen für das leibliche Wohl der Wache auch das psychische Wohlbefinden nicht zu kurz kommt, beschlossen wir die anstehende Wachübergabe in Form eines Gedichts abzuhalten. Wir befanden uns zu dem Zeitpunkt kurz vor La Coruna. Unsere Einladung zum Mitreimen an die anderen Wachen wurde angenommen, sodass die nächsten zwölf Stunden, also vier Wachübergaben in diesem Format stattfanden. Vielen Dank an alle fleißigen Mitdichter*innen aus allen vier Wachen und viel Spaß beim Lesen.

Nautische Grüße von der Thor
Simon

Wache I

Damit die Stunden der Nachtwachen schneller verstreichen,
Und die Müdigkeit der Euphorie weichen,
wollen wir euch mit diesem Gedicht hier beglücken
und hoffen sehr, euch dadurch zu verzücken.

Mit Kurs 205° fahren wir voraus,
wir packten keine neuen Segel aus.
Trotz Südwind gegen an,
kommen wir mit 5 Knoten geschwind voran.

Baumfock, Schoner, Groß im zweiten Reff,
Merle war heute Nacht ein super Chef.
Seglerisch war nichts zu machen,
drum kümmerten wir uns um andere Sachen
wie zum Beispiel Wäsche waschen.

Trocknet ihr nun weiter Klamotten,
damit sie nicht in der Last verrotten.
In der Navi schauten wir auf Karten,
Ruths Aufgaben sollten uns die Position verraten.

Wir machten Sicherheits- und Maschinenronde
Jeweils pünktlich zur halben Stonde.
Auch Wetter und Position
Notierten wir heute in der Navi schon.

Wenn ihr so weitermacht wie wir,
erreichen wir La Coruna morgen um vier.
Vielleicht ist Wilko dann auch wieder wach,
bei uns lag er vorm Ruder flach.

Löst uns ab von unsrer Wacht
Wir freuen uns auf die ruhige Nacht.
Und noch zuletzt, dazu laden wir ein,
schreibt weiter unsren schönen Reim.

Wache II

Wache I hat uns gebeten,
unsere Übergabe mit einem Gedicht zu vertreten.
Unseren Kurs 195° versuchten wir stets zu halten,
die Kette an der Ladeluke brauchten wir nicht neu zu verschalten.

Um halb wurde Sicherheitsronde gegangen
Und bitte am Ende Ruder und Ausguck verfangen.
In der Maschine mussten wir wieder schwitzen
Beim Überprüfen, ob alle Temperaturen sitzen.

Der Brennstoffdruck ist in einer Stunde um 0,5 gesunken,
deshalb haben wir Simon aus dem Bett gewunken.
Der Filter wurde nun ersetzt,
und unsere Reise fortgesetzt.

Wache III

Weiterhin steuerten wir im Nieselregen
Mit Kurs 195° Coruna entgegen.
Weiterschreiben wollten wir dieses Gedicht,
doch leicht gemacht wurde uns das nicht.

Im frühen Morgen die Segel bewachen
Da hieß es, Baumfock dicht machen.
Bei Sonnenaufgang die Brassen hieven,
während andere noch schliefen.

Doch das war noch nicht alles,
„Dirken richten“ schallt es.
Als wir dachten wir hätten ruh,
hieß es „Bullen durchholen im Nu!“

Ronden haben wir trotzdem nicht verpasst,
das neue Ventil nicht geplatzt.
Der Druck unter vier Bar geblieben,
In keiner Bilge Wasser gestiegen.

Wir versuchten Tampen fest zu kriegen,
sahen Möwen vorbeifliegen.
Aber bitte nicht zuletzt,
Ruder und Ausguck sind noch besetzt.

Wache IV
Wache IV darf für euch dichten,
unter nur noch drei Klamottenschichten.
In der Wache gemacht haben wir heute nicht so viel,
aber lange duellierten wir uns im Tampenspiel.

Corinna erzählte uns von ihrer Reise,
sie klingt schon ganz schön weise.
Der Vogel, den wir beerdigten war keine Meise,
doch am Grab wurd’s trotzdem leise.

Der Finn, der hat eine Brille auf,
mit dem Dichten haben wir’s richtig drauf.
Die Küste von Spanien ist wunderschön
Und auch die Sonne tut uns kräftig verwöhn‘.

Der Kurs 190° ist eingeschlagen,
an Patzer werden wir uns nicht mehr ranwagen.
Sommer, Sonne, Sonnenschein,
das Rudergehen können wir schon ganz allein.

Die Segel flattern im Wind,
doch der Motor bringt uns voran geschwind.
Die Arbeit hier an Bord ist hart,
doch die Thor Heyerdahl, sie macht Fahrt.

Wenn die Backschaft wirft Reste über Bord,
sind die Möwen sofort vor Ort.
Als Gruppe sind wir uns sehr verbunden,
haben schließlich jede Aufgabe überwunden.

Ich hoffe, wir langweilten euch nicht,
auf den Wellen spritzt schon lang nicht mehr Gischt.
Wache IV verschwindet nu‘ vom Achterdeck,
denn die Seekrankheit, die ist weg.

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