Unser Besuch in der Federico-Engels-Schule

LukasMerle

Autoren: Merle, Lukas

Brausend fährt eine Herde von KUSis die Einfahrt der Federico-Engels-Schule in Pinar del Rio entlang. Der Tumult, der uns beim Eingang polternd erwartete, war unbeschreiblich: ca. 700 Schülerinnen und Schüler in hellblau-blauen Schuluniformen jubelten uns entgegen und Flaggen wurden geschwenkt. Wir durften noch einigen Musikstücken lauschen, z.B. Guantanamera, ein Lied, das uns auf unserer Reise nun schon öfter begegnet war. Direkt neben den Musikanten und Sängern thronte ein tischgroßes Bild von Fidel Castro. Natürlich wurde während der ganzen Begrüßung, wie immer und überall in Kuba, getanzt. Die nächsten dreieinhalb Tage waren wir also Gäste in dieser Hochbegabten­schule.

Am nächsten Tag bekamen wir eine sehr eindrucksreiche Tour durch das Schulgebäude. Wir durften auch die Schlafsäle der Kubaner besichtigen. Ein langer Gang, der schon mal bessere Zeiten gesehen hat, gesäumt von klapprigen Hochbettgestellen. Daneben ein mannshoher Spind. Für jeden Schüler eine Hälfte. Wer gedacht hatte, man habe auf der Thor wenig Platz, wurde hier vom Gegenteil überzeugt. Die Waschräume waren auch eine Erfahrung für sich. Genauso alt wie der Schlafsaal, aber sauber und mit viel Liebe dekoriert, als uns die Räume präsentiert wurden. Was uns dabei aufgefallen ist, waren die vielen Eimer, die sich alle in einer Ecke gesammelt haben. Die Lösung des Rätsels: Es gibt nur zu bestimmten Zeiten Wasser aus den Leitungen und dann werden die Eimer eben gefüllt.

Jeder KUSi wurde von einem Federico-Engels-Schüler herumgeführt. Die ersten Freundschaften wurden geknüpft und gegenseitig wurden Fragen zum Leben der anderen gestellt. Es fing mit einfachen Fragen an, wie das Leben der gleichaltrigen hier in der Schule aussieht. Allerdings interessierte uns auch der Sozialismus. Wie ist das Schulsystem? Darf man den Staat kritisieren? Fragen und Antworten wurden unsicher gestellt. Übrigens kam auf die Frage, ob man den Staat kritisieren darf ein klares Jein: Natürlich darf man Kritik äußern, aber es gibt keine Kritik am Staat.

Am Unterrichtstag durften wir den Schulalltag der Federico-Engels-Schule, meist zu dritt oder viert, miterleben. Auffallend war in den Klassenzimmern, dass die Wände oft mit Parolen „bemalt“ waren. Auch gab es keine religiösen Symbole, dafür aber Bilder von Fidel Castro und Che Guevara. Den Schultag erlebten natürlich alle unterschiedlich. Während die einen ganz normale Unterrichtsfächer wie Spanisch oder Physik hatten, durften andere an einem Fach teilnehmen, was so viel heißt wie: Verteidigung der Heimat und Vorbereitung auf Katastrophen. In diesem Fach lernt man beispielsweise wie man sich bei einem Hurrikan verhält. Wieder andere hatten eine Freistunde in der sehr viel getanzt wurde, Spiele gespielt und ganz viele Fotos und anderer Unsinn gemacht wurden – wie eben in jeder Schule!

Am letzten Abend stand der groß angekündigte Galaabend auf dem Programm. An diesem Abend wurden viele kulturelle Beiträge zwischen den Schülerinnen und Schülern der Thor und der kubanischen Schule ausgetauscht. Es wurde viel gesungen und natürlich auch viel getanzt. Es waren immer abwechselnd verschiedene Vorführungen von uns, zum Beispiel eine Gesangseinlage unseres Thor-Chors mit „Wir sind frei“ oder eine Friesenrockeinlage von Jasper, Lara, Finn und Alea, und den Schülern der Federico-Engels-Schule mit Gesangsnummern oder einer Modenschau. Nach dem schönen Abend fiel es uns sehr schwer, uns von unseren neu gewonnenen Freunden zu verabschieden. Wir freuen uns aber auch die Schüler an Bord der Thor Heyerdahl wieder zu sehen, da wir die Gruppe am Tag vor unserem Auslaufen an Bord begrüßen dürfen.

Menu